Das Wetter ist heute etwas trüb, aber es ist Murmeltiertag. Außerdem spielen die Dänen heute Abend um den Weltmeistertitel im Handball. Da werde ich mir also eine Sportsbar suchen und dann Red-White-Dynamite anfeuern.
Im Falle eines Titelgewinns, so wurde mir gestern erzählt, würde man am kommenden Tag das Team mit 40.000 Menschen vor dem Rathaus feiern.
Das werde ich sicher nicht schaffen, ich leihe mir jetzt erstmal ein Rad und rolle ich durch Christiania, schaue mal, ob ich im Noma noch spontan einen Platz bekomme.
Das mit dem Rad ging schnell. Erst hatte ich noch überlegt, ob ich mir ein E-Bike miete, aber da waren mir die Kosten nicht ganz transparent und dann dachte ich mir, dass es bei der Kälte vielleicht schlauer ist, wenn ich selber mehr trete.
Eine kluge Wahl, denn so konnte ich mein Tempo und damit die kühlende Wirkung des Fahrtwinds sehr genau dosieren. Von 7 Gängen habe ich maximal den dritten Gang genutzt und habe mit max. 10 km/h mir den Freistaat Christiania, den Copenhill und ein wenig Innenstadt angeschaut. In Summe 20 Kilometer.
Christiania ist ein Stadteil von Kopenhagen und dann auch wieder nicht, man hat den Status eines Freistaats, aber beim Betreten sind nicht alle weltlichen Güter abzulegen.
Hier wird ein bunter, alternativer Lebensstil praktiziert und man hat eine Oase dicht am Zentrum. Zum Teil sind die Häuser direkt an den Kanälen gebaut.

Auch das ehemals beste Restaurant der Welt hat hier seine neue Bleibe gefunden, weit ab vom kapitalistischen Trubel und so kann man hier jetzt kostengünstig ab 500 EUR aufwärts Lunch auf experimenteller Basis bekommen.

Coppenhill
Hinter Christiania wird es wieder moderner und industrieller. Eines der berühmtesten Gebäude und schon von weiter sichtbar, ist der Copenhill. Irgendwie hatte ich in Erinnerung, es handele sich um ein Wohnhochhaus, aber als ich dort ankam und zur Aussichtsplattform mit dem Lift hochfuhr, da konnte man während der Fahrt ins Innere einer riesigen Müllverbrennungsanlage schauen.
Von Oben hat man natürlich einen tollen Blick auf Kopenhagen zur westlichen Seite und nach Osten in Richtung Ostsee. Malmö habe ich nicht sehen können, dafür war es zu trübe.


Was ich aber gesehen habe: Menschen, die am Sonntagnachmittag mit Skiern und einem Lift das schräge Dach als Freizeitattraktion nutzen. An diesem Tag lag kein Schnee, aber die Strecke ist mit Plastikmatten präpariert.
Danach rollte ich auf den sehr guten Radwegen wieder in die Innenstadt, ging mal kurz zum Aufwärmen ins Magasin Nord, das große Kaufhaus in der Innenstadt.
Nach vier Stunden am Rad beendete ich meine Rundfahrt und begab mich in meine kleine Hotelzelle.
Dort lief schon die Vorberichterstattung zum großen Finale der Handballweltmeisterschaft, 4 Stunden vorher. Verstanden habe ich nichts, aber sei es drum.
Das Spiel um Platz 3 habe ich mir dann noch angeschaut, aber zum Finale wollte ich unter Leute.
Zehn Minuten entfernt, dicht am Jazz Club vom vorigen Abend, hatte ich eine Sportsbar gesehen und als dort eine halbe Stunde vor Spielbeginn eintraf, wurde in dem Moment lauthals gejubelt.
Zwei Gedanken, hat das Spiel schon früher begonnen? oder habe ich gestern zu viele Dänen auf ein Getränk eingeladen?
Beide Ideen waren natürlich quatsch, aber in dem Pub saßen nur Fans vom FC Arsenal und die hatten schon in den ersten Minuten ein Tor geschossen.
Im Keller des Pubs lief dann aber Handball, aber hier waren höchstens 20 Leute am Start und wie bei einer Meisterschaft des FC Bayern wollte unter den Zuschauern keine Euphorie entstehen, da das Spiel im Grunde vor dem Anpfiff entschieden war, aber es gab einige gute Szenen auf beiden Seiten.
Nach dem Spiel packte mich dann die Müdigkeit und so ging ich ins Hotel, bin beim Dschungelcamp eingeschlafen.