Archiv der Kategorie: Karnoll – Fulda

ZDF – Skandinavien mit dem Zug

Hier sind die Stationen

Start war am 01.02.25 in Fulda, danach ging es nach Kopenhagen mit dem Zug. Der nächste Zug brachte mich nach Stockholm.
Stockholm verließ ich über das Wasser in Richtung Tallinn, wo es dann am nächsten Tag ebenfalls mit der Fähre nach Helsinki ging.
In Helsinki nahm ich den Zug in Richtung Oulu, wo ich eine Woche blieb.

Von Oulu fuhr ich mit dem Bus über die Grenze nach Schweden zurück. In Schweden fuhr ich als nächstes einen Nachtzug nach Uppsala.

Als letzte Etappe brach ich hier nach Bergen über Oslo auf.

Die letzten beiden Tage des Trips verbrachte ich in Zügen von Bergen, über Oslo, Göteborg, Kopenhagen, Hamburg nach Fulda.

Die Länder durchfuhr ich also in folgender Reihenfolge:

🇩🇪🇩🇰🇸🇪🇫🇮🇪🇪🇫🇮🇸🇪🇳🇴🇸🇪🇩🇰🇩🇪
D-DK-S-FI-EST-FI-S-N-S-DK-D

Für diese Strecke nutzte ich den Globalpass mit 7 Reisetagen innerhalb eines Monats für die 1. Klasse. Der Preis für meine Altersgruppe beträgt normalerweise 484 EUR, ich konnte den Pass aber über eine Aktion 25 % günstiger erstehen und habe 363 EUR bezahlt.
Jeder Reisetag hat mich also 52 EUR gekostet. Dazu kamen dann, je nach Zug Kosten für Sitzreservierungen oder die Kabine im Nachtzug (70 EUR).

Die wichtige EURRAIL App hat auch ein wenig Statistik am Ende der Reise:
Kilometer mit Zügen: 6423
Züge: 16
Orte: 13
Gesamtzeit in Zügen: 2 Tage, 17 Stunden und 56 Minuten

Weiterhin habe ich rabattiert 181,30 EUR für die Fähren von Stockholm nach Tallinn und weiter nach Helsinki gezahlt. Auf der langen Fähre hatte ich dabei eine Einzelkabine mit Fenster direkt über der Borddisco.

Einige Euros gingen auch für den ÖPNV in Stockholm, Tallinn, Bergen drauf. Außerdem zahlte ich 18 EUR für die 2 Stündige Fahrt von Oulu über die Grenze nach Haparanda.

Hotels hatte ich in den Preisklassen von 26 bis 100 EUR. Die Unterkunft in Oulu habe ich über Airbnb gebucht.

Nordlichter konnte ich zweimal sehen, Schnee hatte ich, nach dem ich Stockholm verlassen hatte. Danach endete die Schneedecke nach Uppsala, wurde natürlich nochmal intensiv als ich in Norwegen die Hochebene befuhr.

Als ich nach Deutschland zurück reiste kam auch die Wärme nach Skandinavien und unstetes Wetter. Da hatte ich in den drei Wochen überwiegend sehr viel Glück gehabt.

Selbst das regensichere Bergen blieb in den drei Tagen meines Besuchs trocken und weil es besonders ist, möchte ich mit diesem Bild den Bericht beenden.

Skandinavien 2025

Göteborg (S) – Fulda

Nachdem der gestrige Tage bereits in Göteborg endete, hatte ich ein tolles Frühstück im Scandic 25.

Ich hatte für die Fahrt auch zwei Alternativen nach Fulda. Einmal mit zwei Umstiegen um 9.40 und eine Variante mit drei Umstiegen um 10.25.
Da ich bei der zweiten Variante auch noch 19 Euro für die Reservierung des schwedischen Zugs hätte machen müssen, sputete ich mich und stieg in den früheren Zug.

3.5 Stunden später war ich pünktlich in Kopenhagen und ging noch einmal rund um den Bahnhof und schaute, ob ich bei den orangen Leihrädern eines entdecke, mit dem ich/wir zuletzt schon durch die Stadt gefahren sind.

Weiter ging die wilde Fahrt mit Equipment der Deutschen Bahn. Ein 30 Jahre alter, noch nicht an Flixtrain verkaufter, Eurocity bringt mich, wie schon auf der Hinfahrt, diesesmal nach Hamburg.
Ich sitze mit einer jungen Frau und einem alten Amerikaner im Abteil und wir haben einen lebhaften Austausch. Sie hat einen Städtetrip nach Kopenhagen gemacht und er ist im dritten Monat seines Interrailstrips. Es gibt viel zu besprechen, so dass die 4 Stunden bis Hamburg schnell vergehen.

In Hamburg kaufe ich mir eine Bratwurst und habe wohl gerade das 1:0 des HSV verpasst, der an diesem Abend gegen Kaiserslautern spielt.

Meine letzte Fahrt dieses Urlaubs startet mit Verwirrung. In der App steht, dass die Wagen der 1. Klasse in Abschnitt A und B stehen, auf der Anzeigentafel am Gleis stehen E und F.
Als der Zug einfährt zeigt sich, dass die App recht hatte. Also ist der gesamte Bahnsteig in Bewegung und wir starten mit 8 Minuten Verspätung.
Nach kurzer Fahrt halten wir in Hamburg Harburg, die Lok hat ein Problem und wir müssen auf einen Ersatzzug warten. Dadurch erhöht sich die Verspätung auf 90 Minuten.

Somit endet meine Reise am Samstag morgen 00:30 Uhr in Fulda.

Bergen (N) – Göteborg (S)

Ich bin der erste beim Frühstücksbuffet, es fehlen noch die Rühreier. Mein Zug fährt heute um 8 Uhr ab und daher starte ich um 7 Uhr in den Tag. Das Hotel hat wohl sonst nur Langschläfergäste.

Das Wetter in Bergen soll heute schlechter werden, daher ist es Zeit aufzubrechen.
In den kommenden zwei Tagen wird ordentlich Bahn gefahren, schließlich muss ich aus dem Westen Norwegens wieder nach Fulda gelangen. Dafür benötigt man zwei Tage. Fliegen wäre schneller, aber lang nicht so schön, wie ich im Laufe des Vormittags feststellen werde.

Der heutige Zug wirkt etwas jünger als jener, mit dem ich anreiste. Aber auch nur minimal. Im Gespräch mit den Schaffnern bin ich auch nicht schlauer geworden, es scheint aber gänzlich neue Züge zu geben, die aber noch nicht geliefert worden seien.

Egal, es gibt Kaffee und Tee bis zum Abwinken und auch die Sonne beginnt zu scheinen, als wir in Richtung Oslo starten.

Die erste Stunde fahren wir an einem namenlosen Fjord vorbei, immer dicht am steil aufsteigenden Ufer. Die Streckenführung ist hier oft so kurvig, dass man aus unserem Wagen den Anfang des Zuges in der Biegung sieht.

Bald steigt die Strecke an und es wird bergiger, beide Seiten sind nun Fels und mitten durch fließt ein Fluss, gefüllt mit grünem Gletscherwasser.

Wir kommen bald in die Hochebene. Der erste bekannte Stopp ist Myrland, hier startet für 80 EUR die Flâmbahn. Die Strecke ist nur noch als Touristenstrecke im Betrieb und gibt Kreuzfahrttouristen einen Eindruck von Norwegen. Auf einer Strecke von 20 Kilometern werden hier über 800 Höhenmeter überwunden.
Ich hatte erst überlegt mitzufahren, aber nach vielen Youtube-Videos habe ich mich dagegen entschieden, zumal die Logistik schwierig gewesen wäre.
Ein schlaue Entscheidung, denn besser als die kommenden Abschnitte der Strecke ist es definitiv nicht.

Nächster Halt Finse. Finse ist ein besonderer Ort in Norwegen, er ist nur mit der Bahn erreichbar und liegt auf 1222 Metern. Hier ist ist richtig Winter. Die Landschaft war, was naheliegend erscheint, auch schon Kulisse für den Eisplaneten in Starwars.

In Finse hielten wir nur kurz zwei Minuten, Zeit für ein paar Fotos. Am nächsten Halt Ustaoset erhalten wir fast eine Stunde, um die Höhensonne zu genießen.
Im vor uns liegenden Abschnitt bis Geilo soll wohl ein Zug die Strecke versperren, es gibt wohl einen Oberleitungsschaden.
Aber es gibt schlimmere Orte, um eine Pause zu machen.

Wenn ich aber hier jetzt eine Verzögerung bekomme, wie sieht denn dann meine weitere Fahrt aus? Ich will ja schließlich heute noch bis Malmö fahren. Der Fluch von Bergen geht also weiter.
Aber die Pause dauert und ich sehe meinen Anschlusszug in Oslo alleine vor dem inneren Auge starten. Daher storniere ich kurzerhand meine Unterkunft in Malmö, hierzu bleibt mir nur noch eine Stunde.

Die Fahrt wird mit einer Verspätung von 40 Minuten wieder aufgenommen und die sehr freundliche Schaffnerin eiert ständig herum, ob und wie wir diese Verspätung aufholen können. Laut App komme ich fast pünktlich in Oslo an, aber die Realität ist, dass bei unserer Einfahrt der Zug in Richtung Schweden losfährt.

Also habe ich wieder 3 Stunden Aufenthalt in Oslo. Diesesmal bleibe ich aber im Bahnhof, hier ist immer richtig viel Los.

Kurz vor sieben startet dann der nächste Zug, von Oslo nach Göteborg. Geplante Ankunft in Göteborg ist 21:45 Uhr und danach fährt auch kein Zug mehr in Richtung Malmö.
Aber dann muss ich halt umplanen, Zeit genug habe ich ja und erfreut stelle ich fest, dass die Unterkünfte in Göteborg auch deutlich günstiger sind, als in Malmö.

Langsam muss ich mich auch konzentrieren, die ständigen Wechsel der Länder. Irgendwie gehören Göteborg und Malmö für mich zu Dänemark. Natürlich ist das Quatsch. Göteborg ist die zweigrößte Stadt Schwedens, ich hatte sie aber in meiner Planung gar nicht auf dem Teller. Mal schauen.

Überpünktlich fahren wir in den großen Bahnhof von Göteborg ein. Beim Ausstieg sehe ich direkt mein Hotel, über die Gleise vielleicht 200 Meter, aber ich muss zum Kopf des Bahnhofs und wieder zurück, dadurch laufe ich knappe zehn Minuten, denn der Wind bläst mir kalt entgegen. Ein typisches Merkmal schwedischer Städte, wie ich meine auf dieser Reise festgestellt zu haben.

Das Zimmer ist klein, ich lade kurz meinen Kram ab und laufe schnell in die Innenstadt, um wenigstens eine Idee von Göteborg zu bekommen.
Nach dem Bahnhof kommt ein Kanal, um den herum große, historische Gebäude den Weg säumen.
Die Brücken leuchten solidarisch mit der Ukraine.

Wie auch in Deutschland, so steigen auch hier die Temperaturen seit den letzten Tagen und so komme ich weitestgehend eisfrei wieder nach Hause.
Das Ausgehviertel liegt wohl nicht im historischen Zentrum, sondern 1.5 km entfernt, aber dazu kann ich mich heute nicht mehr aufraffen und trinke noch zur Prophylaxe ein Apfelbier mit Ingwer.

Bergen (N) – Mo (N) – Bergen (N)

Für den heutigen Tag hatte ich auch einen Tipp von Sami übernommen. Ich hatte ihn gefragt, ob es die Möglichkeit gäbe mit einer Fähre von Bergen in einen Fjord zu fahren.
Ich hatte schon mal vorher im Internet nachgesehen und dort erfahren, dass solche Fahrten wohl erst wieder ab dem Frühling stattfinden. Obwohl Frühling, heute habe ich schon Krokusse gesehen.

Samis Tipp war, dass man sich doch über Getaround, eine App, die Menschen nutzen, um ihr eigenes Auto zur Verfügung zu teilen.

Preislich ist das eine sehr gute Alternative. Es gab Kleinwagen für eine Tagesmiete von 40-50 EUR.
Aus welchem Grund auch immer, habe ich dann auch mal Elektrowagen geschaut und siehe da, man kann hier auch einen Tesla für 90 EUR mieten.
Das ganze interessierte mich und so legte ich meine Daten an, musste unzählige Bilder und Filme von mir, meinem Ausweis und meinem Führerschein machen.

Heute morgen war ich dann endlich mit den Formularen fertig und machte mich auf den Weg, meinen Tesla abzuholen.
Der Wagen stand wie beschrieben auf einem Parkplatz und wartete auf meine Fähigkeiten als Fahrer.
Vorher muss ich zusammen mit der App noch 10 Bilder von Außen machen. Danach verbindet sich der Wagen mit meinem Handy und öffnet die Tür.

So der Plan, aber in Bergen passieren immer komische Dinge.

Der Fluch von Bergen, Teil 2

Natürlich funktionierte es nicht. Ich führte einige Telefonate mit der Hotline, aber man konnte mir nicht mit dem Fahrzeug helfen. Man half mir dann, indem man das Fahrzeug stornierte und mir 200 NOK als Entschädigung für meine nächste Anmietung geschenkt.
Dieses Geld investierte ich dann schnell in die Miete eines 10 Jahre alten Kia Rio. Das Auto hat bestimmt nicht soviel Schnick-Schnack und es klappt besser.

Anfangs sieht es auch gut aus. Ich mache die Bilder, öffne die Tür über das Handy, mache zwei Bilder vom Innenraum und möchte eigentlich losfahren.
Wer hätte es gedacht, das klappt natürlich nicht. Das Auto beschwert sich, dass der Schlüssel fehlt. Mir fehlt langsam die Geduld.
Gut, in den letzten Tagen war es kalt und daher stecke ich den Schlüssel kurz in die Tasche und siehe da, er lebt.
Schnell hinter das Lenkrad geklemmt, Navi am Handy an und los geht es.

Der Wagen fährt sich gut, da will ich nicht meckern. Schnell fahren kann man in Skandinavien sowieso nirgendwo.
Nach einer Stunde biege ich nach rechts auf eine einspurige Straße ab, die mich dichter an den Fjord und Mo bringt.

Der Ort selber ist unspektakulär, ich hole mir im Supermarkt die übliche Buttermilch und drehe eine kleine Runde. Neben mir ist noch eine Familie im Ort unterwegs, wir kommen uns daher nicht ins Gehege.

Bei der Rückfahrt wird der Verkehr dichter, es geht gegen Feierabend, aber die Lage eskaliert nicht.
Zum Abendbrot gibt es heute wieder norwegische Fischspezialitäten aus einem Traditionsimbiss in der Nähe meines Hotels, der auch gestern auf unserer Führung empfohlen wurde.

Am Abend lerne ich noch ein paar neue Menschen im Folken & Røvers kennen.

Bergen (N)

Geht auch in schön

Das Bett war bequem, einzig die Klimaanlage nervt ganz leise, in dem sie konstant ein leichtes Plätschern simuliert.

Als ich gestern mit etwas schlechter Laune aufgrund der Verspätung in das Hotel getreten war und mich über das unnötig große Eingangsportal wunderte, dann meterhohe Türme mit leeren Weinflaschen, alles war übertrieben kitschig (aus meinen Augen) und dann erzählte mir noch ein halb schlummernder Asiate, dass ich, um an den Aufzug zu kommen, am Aquarium vorbeilaufen müsse.

Bin ich hier in ein chinesisches Mafia-Hotel geraten? Ich machte mir ernsthaft Gedanken. Auch die Schilder mit den Zimmernummern, die Zimmereinrichtung, alles komplett drüber.

Am Morgen sah es wieder ein wenig anders auch, das Publikum war ganz normal, keine auffällig tätowierte Person mit nur 9 Fingern.
Das Frühstück war toll und so ging zu einem Stadtrundgang mit Sami. Sami hat indische-sudanesische Wurzeln, hat schon in vielen Ländern gelebt, ist mit einer Norwegerin seit Jahren verbandelt und bringt mit seiner externen Sicht und den Insides das Leben der Norweger beim Gang durch Stadt näher.
Er hält sich nicht mit geschichtlichen Zahlen auf, sondern berichtet von der Arbeit aus der Fischfabrik, der Arbeitsmoral seiner Kollegen und warum die Norweger die besseren Teamplayer, aber nicht Führungskräfte sind.
Es sind unterhaltsame 2.5 Stunden. Ich habe mir gleich zwei Punkte für meine Planung der nächsten Tage mit aufgenommen.
Zum einem, nach dem obligatorischen Gang durch die Gassen von Berghus, entschließe ich mich die Gondel zum höchsten Berg rund um Bergen zu fahren / laufen.

Mit der Straßenbahn muss man dazu zum Krankenhaus Haukeland fahren und dort noch 500 Meter zu Fuß und bergauf zur Seilbahnstation laufen.
Der Preis schockt mich zwar erstmal ordentlich, aber wo ich schonmal hier bin, das Wetter so mega ist, da überwinde ich mich und zahle für Auf- und Abfahrt. Alternativ hätte man auch den gesamten Weg über 1333 Treppen laufen können.

Oben angekommen denke ich aber nicht mehr über den Preis nach, sondern bin über den Ausblick in alle Richtungen begeistert, erschlagen.

Die Sonne strahlt und auch der beißende Brandgeruch, der seit dem Morgen über der Stadt liegt, ist hier verschwunden.
Während unseres Standrundgangs hat sich eine etwa 12 Meter große Yacht entzündet und wir sahen dicke, dunkle Rauwolken. Das mit dem Löschen scheint wohl ein Problem zu sein.
Als wir mit der Gruppe am Hafen sind, stehen dort auch noch Feuerwehr und Polizei und betrachten den entstehenden Rauch, inzwischen weiß. Was auch immer das bedeutet.

Jedenfalls war der Gestank überall in der Stadt, hier auf dem Berg war aber die Luft frisch, man konnte aber auch sehen, dass das Boot inzwischen an eine vor Bergen liegende Insel geschleppt wurde. Der stieg erkennbar 200 Meter in die Höhe.

Aber die Ausblicke habe ich lange genossen. Solange, bis zum einen die Sonne unterging und es mir aber sofort danach zu kalt wurde.

Am Abend war ich dann noch einheimische Spezialitäten im Vinpin essen und ging durch Stadt und kehrte schließlich beim Folken & Røver ein, eine Kneipe mit sehr gemischten Publikum, die mir schon positiv beim letzten Besuch aufgefallen war.

Der Fluch von Bergen, Teil 1

Oslo erreichte ich pünktlich, kein Problem. Die Sonne scheint, ich gehe auf den Vorplatz und habe den Eindruck, dass der Frühling hier schon ankommt.
Nachdem ich ein wenig Sonne getankt habe, gehe ich ins innere des Bahnhofs und stelle mich vor die riesige, bunte LED-Informationstafel, die den Reisenden über Abfahrten und Ankunften informiert.

Und was sehen meine blauen Augen dort? 14.25 Uhr Oslo-Bergen – Bitte nehmen Sie den nächsten Zug

Mist, Riesenoberdoppelmist. Also gehe ich zum Schalter, werde von einer Ordnerin trotz korrekten Verhaltens meinerseits wohl übersehen und so haben wir einen kleinen Austausch.

Endlich am Schalter erfahre ich, dass der von mir favorisierte Zug wohl einen Zusammenstoß mit einem Auto gehabt hätte und daher ausfällt. Ich wurde dann flux auf den 16.25 Uhr Zug umgebucht, der dann auch wieder ein Bordrestaurant hätte. Oh, was ist das Leben schön.

Warum ich mich hier aufrege? Durch diese Verzögerung werde ich eine schönsten Bahnstrecken der Welt wohl nur bei Nacht erleben. So habe ich mir das nicht vorgestellt.

Es ist die Fortschreibung des ewigen Steffen-Karnoll-Bestsellers: The curse of getting to Bergen – Der Fluch nach Bergen zu gelangen.

Diese nicht mehr erklärbare Tatsache, dass die meistern meiner bisherigen Besuche erfolgreich oder halb-erfolgreich untergraben wurden.
Es startete 1995, als wir nach einer Woche Langlauf in Hovet, Norwegen den Weg nach Bergen von einer 2 Meter hohen Schneewand versperrt bekommen haben und so umdrehen mussten.
Im nächsten Jahr war es ein defektes Bauteil bei meinem Passat, welches uns in einen Ort namens Odda zwang und mittels einer wüsten Party mit einigen Einheimischen verhinderte, dass ich mit meinen Mitfahrern mittels Fähre zu der Hauptstadt von Fjordnorwegen gelange.

Erst als ich die Jahreszeit wechselte und 1999 nach Bergen mit einem Volvo fuhr, da gelangte ich dorthin.
Auch 2022 mit einem Audi gelang dieses Kunststück, aber wir wurden seinerzeit durch heftigen Regen aus der Stadt auf eine Fähre nach Hirtshals gespült.

Und 2025?? Hier sind doch höhere Kräfte am walten.

Die auf diesem Weg „gewonnene Zeit“ in Oslo nutzte ich für einen kleinen Spaziergang, hinauf zum Schloss, zum Rathaus und über Akerbryggen zurück zum Schiff.
Jetzt war ich ja schon viele Mal in Oslo, aber eine Premiere gab es heute auch für mich: Das Rathaus von innen.
Hier war ich bisher noch nie drin gewesen und daher begebe ich mich durch einen intensiven Sicherheitscheck und betrachte die prächtigen Räume des Rathauses. Die Wände der Räume sind von unterschiedlichen Künstlern meist mit Motiven aus dem Leben der Norweger verziert.

Also hatte der ungeplante Aufenthalt etwas gutes

Kurz vor 12 Uhr erreiche ich das Hotel, der Check-in wäre wohl bis 00:30 Uhr möglich gewesen.

Uppsala (S) – Bergen (N)

Um 5 Uhr geht der Wecker, aber ich bin schon wach, das Reisefieber hat mich wieder gepackt. Heute gibt es eine lange Reise vom Osten Schwedens in den Westen von Norwegen. Es wird der 5. Reisetag innerhalb meines Interrail-Kontigents.

Es ist ja eigentlich nichts besonderes, aber die App, mit der ich meinen Fahrtag aktivere, fragt immer zweimal nach, ob ich das jetzt wirklich tun will. Es hat immer so einen leichten Handgranaten-Moment: Willst Du wirklich am Ring ziehen? Es gibt keinen Weg zurück.

Ich hatte im Vorfeld den Tipp gelesen, dass man die Aktivierung am besten erst macht, wenn man vor seinem ersten Zug steht. Bis Samstag war ich da auch immer sehr entspannt, aber man weiss ja nie, am Ende hat man einen Tag verballert und hat vielleicht nur die halbe Strecke geschafft.

Der heutige Tag bietet hierzu einige Risiken. Ich werde drei Züge nutzen. Die erste Fahrt von Uppsala nach Stockholm, von dort geht es nach Oslo, wo ich in meinen letzten Zug des Tages nach Bergen steige. Bei der Auswahl der Züge habe ich darauf geachtet, dass ich genügend Puffer für eventuelle Verspätungen und den Umstieg habe.

Inzwischen sitze ich im zweiten Zug, auf der Strecke von Stockholm nach Oslo. Die Fahrt wird fast 6 Stunden dauern. Dann werde ich voraussichtlich 1 Stunde Pause in Oslo haben, um dann im letzten Abschnitt für 7 Stunden die Landschaft zwischen Oslo und Bergen zu genießen.
Für die sogenannte Bergenbahn muss man auch reservieren, für mich als Besitzer eines 1. Klasse Tickets ist der Service zwar kostenlos, aber wenn der Zug voll ist, dann ist auch für mich an dieser Stelle Schluss.

Schweden war bisher das einzige Land, welches eine verpflichtende Reservierung für die Schnell- und Überlandverbindungen verlangt.
Es hat definitiv einen Vorteil, wenn man einen Platz reservieren muss. Es gibt keine überfüllten Züge, wie wir es aus Deutschland kennen. Es ist das gleiche Vorgehen, was wir schon immer bei Flugzeugen und auch den Überlandbussen akzeptieren, wenn die Kiste voll ist, dann ist sie voll. Natürlich leidet die Flexibiltät des Fahrgasts darunter. Mal schnell irgendwo hin oder nach der Arbeit mit dem schnellen Zug nach Hause, das wird schwierig.
Als Interrail-Fahrer muss ich also, wenn verlangt, auch eine Reservierung machen.
In Schweden war das sehr einfach, in dem man auf der Webseite sich einen Sitzplatz bucht.
Bei den Norwegern ist man technisch noch nicht so weit, hier hat man keine Mensch-Maschine-Kommunikation, sondern man muss bei Entur anrufen oder am Schalter ein entsprechendes Ticket kaufen.

Das verlangt auch einige Planung, ich bin aber in der Nebensaison unterwegs, so kann ich für meinen Zug nach Bergen per Telefon buchen, als ich gerade Stockholm verlasse.
Ich erhalte zwei Hinweise, zum einen wird es keinen Wagen für die erste Klasse geben, kein Bistro und zum anderen soll ich mich frühzeitig um eine Rückfahrt kümmern, da am Wochenende in Norwegen die Winterferien starten und die Züge dann voll sind.

Der schwedische Zug ist optisch und vom Komfort her deutlich in die Jahre gekommen, aber die Heizung geht, das Internet meistens auch. Der Zug von Uppsala nach Stockholm war nicht von der staatlichen Bahn und daher deutlich moderner.

Inzwischen fahre ich schon über 4 Stunden, der Zug hat bisher 4 -5 Stopps gemacht, die erste Klasse ist fast leer und wir sind bisher pünktlich unterwegs.

Heute morgen in Uppsala hatte ich noch 10 Zentimeter Schnee, in Stockholm war fast nichts mehr.
Jetzt fahre ich über das Land. Auch hier gibt es keine durchgehend geschlossene Schneedecke. Es wechselt zwischen einer ordentlichen Schneedecke und schneefreien Gegenden.

Boden (S) – Uppsala (S)

Schlafen und gleichzeitig reisen, eine tolle Sache und bequem. Dank meines Interrail-Tickets kann ich die Einzelkabine für die Fahrt günstig kaufen.
Der Zug ist sicher aus den 80ern, aber das Bett ist bequem. Das Platzangebot in der Kabine ist super beschränkt, den hinter einer weiteren Tür findet sich auch eine Toilette mit integrieter Dusche. Es ist schon toll, was man auf einem knappen Quadratmeter unterbringen kann.
Die Kabine hat den Charme einer U-Boot Kabine, für den höheren Dienst wohlgemerkt. 🙂

Ich warte noch, ob ich noch kontrolliert werde, bzw. eine Einweisung für den Bettenbau bekomme. Irgendwie habe ich da eine vom Fernseh geprägte Erwartung. Mir soll zwar kein roter Teppich, wie im Orientexpress, ausgerollt werden, aber ich sehe kein Personal und so krieche ich schnell unter die Decke und der Zug schaukelt mich in den Schlaf. Einzig Linkskurven sind etwas unangenehm, der Zug neigt sich dann nach rechts und plötzlich liegen meine Füße höher als der Kopf.

Aber viel Zeit bleibt mir nicht, darüber zu grübeln. Ich schlafe ein und wache gegen 6 Uhr wieder auf.

Bevor ich in den Speisewagen zu gehen, wo bereits ein Frühstückspaket auf mich wartet, probiere ich die Dusche aus. Ich hoffe, dass der Zug keine fiese Weiche erwischt.
Es klappt aber einwandfrei auf der Wasserdruck und die Temperatur sind ordentlich.

Die Verspätung der Nacht hängt uns auch noch am Morgen nach. So kommen wir erst kurz nach zehn Uhr in Uppsala an.

Mein Hotel ist 5 Minuten entfernt, von außen sehr unscheinbar, aber drinnen eine Wucht. Außerdem gibt es kostenlosen Kaffee, im Preis eingeschlossen ein warmes Abendessen und Frühstück.

So früh ist natürlich mein Zimmer nicht fertig, aber ich kann mein Gepäck im Hotel lassen und mache mich auf den Weg in die Stadt. In der Nacht hat es wohl ordentlich geschneit und so präsentiert sich bei strahlendem Sonnenschein die Universitätsstadt in den Schwedenfarben: Gelb-Blau.

Die Sehenswürdigkeiten sind binnen 4 Stunden erlaufen und so gehe ich zurück ins Hotel.

Oulu (FI) – Boden (S)

Oulo verlasse ich mit einem Fernbus. Zum Glück hatte ich nochmal ausdrücklich für mein Datum geschaut. Denn an meinem Abreisetag fährt nur ein einziger Bus in Richtung Norden, in Richtung der schwedischen Grenze. Sonst, an jedem anderen Tag sind es viele Busse, aber Samstag ist scheinbar nicht der Reisetag in Skandinavien.
Eine Erkenntnis, die ich heute noch einmal haben werde.

Der Bus bringt mich nach guten 2 Stunden, so wie ich dachte, an die schwedisch-finnische Grenze.

Als ich aber den Bus an der letzten Haltestelle verlasse, da betrete ich schon schwedischen Boden. Die Grenze liegt schon 100 Meter hinter mir. Cool. Man erkennt auch sofort, dass man in Schweden ist, in Sichtweite steht in blau und gelb der global vertretende Botschafter Schwedens: ein IKEA Möbelhaus. Außerdem stellen sich auch die Uhren wieder auf MEZ um.

Mal schauen, wie ich jetzt zum Bahnhof in Haparanda komme. Die gleiche Frage stellt sich auch Andreas aus der Schweiz, der mit Koffer, Rucksack und einem Skisack seit Kemi mit ihm Bus gefahren ist und jetzt auch zum östlichsten schwedischen Bahnhof muss.

Der Versuch ein Uber zu bestellen scheitert, die 1.5 Kilometer will ich mit dem Gepäck und bei der Kälte nicht laufen. Mit eiskalten Fingern lässt sich das Handy echt schlecht bedienen, aber wir finden heraus, dass unsere Lösung nur 20 Meter entfernt ist.
Auf der Rückseite des Haparanda Reisezentrums starten Busse und jener, der gerade noch dort steht, fährt zum Bahnhof.
Der Busfahrer ist Türke, hat wohl auch mal in Berlin gewohnt und quatscht mit uns auf der 3 Minutenfahrt, zu der er uns einlädt.

Also stehen wir gegen 11.30 Uhr vor dem Bahnhof in Haparanda und dürfen hier auf unseren Zug warten, der um 15.21 abfahren soll.

Der 1919 gebaute Bahnhof hat eine tolle Wartehalle und ist geheizt. Andreas und ich sind für die nächsten Stunden wohl die einzigen Wartenden.
Es gibt ein offenes WLAN, aber die Verbindung funktioniert nur so leidlich, daher reden wir etwas, wundern uns über stumme Besucher, die ab und an vorbeikommen.
Ein Highlight ist es, als eine 80-jährige ehemalige Lehrerin vorbeikommt, sich kurz aufwärmen will und einen Vortrag über ihr Leben, ihre Liebschaften und diesen Bahnhof hält.
Zwischenfragen sind schwierig, sie hat wegen der Kälte Ohrenschützer an, die es ihr angeblich schwer machen, uns zu verstehen.

Ein Schockmoment ist es auch, als wir nach 2 Stunden warten plötzlich auf der Anzeigentafel lesen, dass unser Zug, auf den wir noch weitere zwei Stunden warten müssen, abgesagt wurde. Waaaas? Wie sollen wir sonst hier wegkommen? Es wird auch ein zweiter Zug, der an diesem Tag fahren, einfach abgesagt.
Wir sind die einzigen Personen in diesem Gebäude, von der schwedischen Bahn ist weit und breit niemand.

Es gibt eine gelben Kasten mit drei Tasten, auf einem steht Information. Ich drücke diesen und hoffe, dass ich so vielleicht mit einem Menschen der Bahngesellschaft sprechen kann, aber dort kommt nur die Ansage: Information saknas.
Nach einem kurzen Telefonat mit meinem Bruder Andreas, der mir beim Übersetzen hilft, entschlüsseln wir diesen Satz als: Informationen fehlen.

WTF. Wir überlegen noch hin und her, was wir tun können, irgendwie soll auch ein Bus irgendwann in Richtung Lulea fahren.
In einem unbeobachteten Moment hat sich wohl die Anzeige geändert und plötzlich kann man dort auf schwedisch lesen, dass der Zug durch ein Taxi ersetzt wird.
Komisch, ein ganzer Zug soll durch ein Taxi ersetzt werden. Wie viele Taxis sollen da kommen.

Aber die Frage beantwortet sich dann nicht um 15.21 Uhr, sondern um ca. 45 Minuten später. Alle Fahrgäste des Zuges und unser Gepäck passen problemlos in einen Mercedes Van. Andreas, ich, eine junge Dame mit ihrem windigen Hund und der Fahrer, fünf Lebewesen machen sich auf den Weg nach Boden.
Nach Ende der Fahrt sprechen wir noch ein wenig mit dem Fahrer und er bestätigt meine Idee, dass die Bahngesellschaft sich die Buchungen für diesen Zug angeschaut hat und danach entschieden hat, dass der Einsatz eines Zugs für 2, bzw. 3 Personen ist mit einem Taxi effizienter und günstiger.

Mit dieser Erfahrung hinsichtlich des öffentlichen Personennahverkehrs hatte ich mich dann im Laufe des Wartens auch entschlossen, dass mein 4. Interrailreisetag in Boden nicht beendet sein wird, sondern, dass ich mit dem Nachtzug NT93 von Boden nach Uppsala fahren werde.
Ich wähle die Verbindung um 22.30 und buche mir noch eine Einzelkabine mit Dusche für 72 EUR dazu, um frisch um 9.23 in Uppsala anzukommen.

Wie es sich herausstellt, war es die richtige Entscheidung den späten Nachtzug zu wählen, denn als wir mit dem Taxi in Boden nach 2 Stunden ankommen, da ist gerade der andere Nachtzug abgefahren.
Mein Zug wird auch bereits jetzt mit 40 Minuten Verspätung angekündigt. Mein schweizer Mitfahrer ist kein Glücksbringer und er erzählt, dass bei Wintereinbruch auch in der hochgelobten Schweiz regelmäßig Züge sich verspäten und auch ausfallen.

Im Bahnhof gibt es ein tolles Burger-Restaurant, aber das schließt um 20 Uhr. Also sitzen Andreas und ich wieder 3 Stunden in einer Wartehalle, leider nicht so stilvoll, wie in Haparanda.

Oulu – Eine Woche in Nordfinnland

Die Anreise zu meiner Airbnb Unterkunft bei Kaarina war problemlos, das hatte ich schon angedeutet. Auch Kaarina ist eine freundliche Gastgeberin, die mir gleich nach der Ankunft eröffnete, dass sie für sich am Abend die Haussauna befeuern wird und ich diese gerne nach ihr nutzen kann.

Nachdem ich den Inhalte meiner Tasche und meines Rucksack auf dem oberen Stockwerk verteilt hatte, das Bett bezogen und meine Wäsche in die Maschine stecken konnte, nahm ich das Angebot sehr gerne an und entspannte so bei milden 50 Grad.

Am Abend sah ich auch ein dünnes Nordlicht, welches ich mit dem Handy einfangen konnte. Bis ich meine Kamera samt Stativ am Start hatte, war das Schauspiel aber schon wieder beendet.

Den Rest der Woche habe ich gearbeitet, bin ein wenig durch die Nachbarschaft gewandert.

In die künftige Kulturhauptstadt 2026 Oulu habe ich es nicht geschafft, aber nach allen Bildern, die ich im Internet gesehen habe, ist mir dabei auch nichts relevantes entgangen.

Ich stand zwar schon an der Bushaltestelle, um in die Stadt zu fahren. Google hatte mir zwar eine Verbindung angezeigt, aber der dort ausgehängte Fahrplan sprach neben finnisch eine andere Sprache und so stand ich ohne Transport bei klirrend kalten -22 Grad.
Den alternativ erdachten Spaziergang hatte ich dann wegen der Kälte abgebrochen.

Am Freitag habe ich dann noch die zweite Sauna, eine im Garten, zum Ende der Arbeitswoche, ausprobiert.
Hier hatte ich freien Zugriff auf Wasser, Holz und die Hitze. Außerdem hatte Kaarina mir noch zwei Bier überlassen. Sauna und Bier gehören zwingend zusammen. Da muss man sich fügen.

Es ist schon besonders, wenn man nach einem Saunagang in einen tollen Sternenhimmel schauen kann und die frische Luft genießen kann.

Außerdem war der Mond heute wieder nicht so dominant am Himmel und so tauchten auch wieder die grünen Lichter des Nordens auf.

Samstag war die Woche auch wieder vorbei, freudig wegen der weiteren Reise und betrübt Kaarina und ihren Hund Hilda zu verlassen.
Kaarina fuhr mich flott in die Stadt zum Busbahnhof und hier startete pünktlich um 9.30 Uhr meine dritte Reisewoche.