Ait Hammou Ou Said – Ouarzazate

Um halb sieben werden wir von einer Amsel geweckt. Diese hockt im Gitter vor unserem Fenster und klopft unablässig mit dem Schnabel gegen die Scheibe.

Wir hatten doch gar keinen Weckservice bestellt! Ohne Unterlass klopft der Vogel gegen das Glas. Meine Versuche ihn zu verscheuchen scheitern.
Also stehe ich auf, ziehe mich an, um mir das Schauspiel von Draußen anzusehen. Unser Zimmer ist im ersten Stock und der Vogel klopft weiter. Joachim kann sich auch keinen Reim darauf machen. Auch meine „sssssht“-Rufe sind vergeblich.
An der Rezeption sitzt noch niemand, so dass ich mir qualifizierten Rat holen kann. Ich gehe wieder ins Zimmer, Daniela wird auch wach und öffnet todesmutig das Fenster für einen kleinen Spalt, macht „sssssht“ und siehe da der Vogel verschwindet, nachdem er gute 20 Minuten das Fenster auf Bruchfestigkeit geprüft hat.

Beim Frühstück bekommen wir die Erklärung für das Verhalten. Ich hatte ja vermutet, dass der Vogel ab und an von Gästen gefüttert wird, aber die Geschichte nimmt eine andere Wendung.
Ursache für das Verhalten sind die verspiegelten Scheiben des Hotels, welche sie Sonne abhalten. Diese spiegeln so stark, dass die Amsel sich dort selbst gesehen hat und als Konkurrenten wahrnimmt. Die Eigentümer des Hotels haben wohl schon deshalb überlegt die Fenster auszutauschen. Das wird aber sicher nur ein Plan bleiben.

Nach dem Frühstück steigen wir ins Auto und fahren weiter in südlicher Richtung. Nach kurzer Fahrt erreichen wir einen weiteren Foto-Hotspot Marokkos, eine Serpentinenstrecke am Tisdrine Pass.
Von oben schaut man in die 4 Kehren hinunter zum Dades Fluss.

Nach zwei Tagen, die überwiegend durch grandiose Lanschaften geprägt waren, kommen wir jetzt wieder in der Zivilisation an. Die Orte werden größer und wir können unser Fahrzeug auch wieder regulär volltanken.

Den nächsten Stopp machen wir im Rosental. Wir überlegen, ob wir hier einen Tag verbringen, aber entschließen uns dann doch nach Ouarzazate zu fahren. Joachim meinte, der Ort wäre sehr schön.

Inzwischen leuchtet aber unsere Motorkontrolleuchte unablässig. Wir unternehmen mal wieder den Versuch unser Mietwagenfirma zu erreichen. Ich hinterlasse ein paar deutliche Worte über deren Arbeits- und Dienstleistungsmoral auf allen erreichbaren Mailboxen und wir fahren trotzdem weiter.

Von unterweges buchen wir in Ouarzazate ein kleines Hotel mit Pool, wir wollen uns ein wenig in der Sonne ausruhen. Das Hotel zeigt die komplette Palette arabisch-maurischer Inneneinrichtung, sehr geschmackvoll.

Auch der Pool ist einladend, allerdings trotz des Wüstenklimas oder wegen, aber sehr kalt. Kurz rein und wieder raus, dann auf die Liege, in der Sonne trocknen lassen.

So verbringen wir zwei Stunden, dann laufen wir aber doch eine Runde durch die Stadt, schließlich sind wir an der Straße der Kashbas und hier gibt es eine große Kasbah zu besichtigen.

Bislang waren wir davon ausgegangen, dass eine Kasbah ein Schloß ist. Aber hier lernen wir, dass es vielmehr eine Art Burg ist, in der sich auch normale Häuser befinden. In dieser Kasbah zeigt sich auch die grundsätzliche Toleranz des Islams gegenüber anderen Religionen, der innerhalb der Schutzmauer ist auch Platz für Synagoge.
Wir sind hier kurz vor Sonnenuntergang unterwegs und unser Spaziergang wird zur Flucht vor einheimischen Helfern und Verkäufern, die mit den letzten Touristen des Tages noch unbedingt Geschäfte machen müssen.
So verlassen wir zügig diesen eigentlich interessanten Ort und laufen in Richtung der Innenstadt. Diese bereitet sich aber auch schon auf das heutige Ende der Fastenzeit vor.

Schnell noch eine Cola geholt, dann laufen wir zurück zum Hotel. Unterwegs ruft der Muezzin das Ende aus.

Zum Abendessen sitzen wir am Pool und bekommen ein hervorragendes Mahl. Leider stört der Fahrzeuglärm von der vierspurigen Straße neben dem Riad.

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