Wir haben die Nacht ohne Erfrierungen bestens überstanden und bekommen ein tolles Frühstück serviert. Vor der Abfahrt zahlen wir noch das Abendessen, auch wenn der Chef uns wohl eingeladen hatte und nehmen einen Beutel Melissentee mit.
Ali hatte uns noch den Tipp gegeben, dass es bei Imilchil noch zwei schöne Seen gäbe, diese sind nur 20 Minuten entfernt und so machen wir einen Abstecher dorthin.
Die Seen liegen ohne Schatten in der prallen Sonne und wir umfahren diese mit unserem Duster. Sicherlich auch eine schöne Wanderung.
Im Ort findet heute ein Wochenmarkt statt. Imilchil ist das kommerzielle Zentrum der Gegend, es gibt Banken und eine Tankstelle. Das ist nicht selbstverständlich für die Bergregion, wie wir später noch erfahren.
Als wir gerade an einer engen Stelle zum Stehen kommen taucht mal wieder ein Einheimscher auf, der uns seine Dienste anbietet.
Er wirkt symphatisch und daher nehmen wir sein Angebot an mit ihm gemeinsam durch den Ort und über den Markt zu gehen.
Er erklärt uns, was wir auch schon gestern radebrechend von dem Hotelbetreiber erfahren haben und es auch in unserem Reiseführer steht, dass hier am Ort im September ein riesiger Heiratsmarkt stattfindet. Hier finden sich also die Paare, heiraten oder werden im Akkord verheiratet.
Auf dem heutigen Markt wird am frühen Morgen Vieh gehandelt, als wir gegen 11 Uhr dort herumlaufen, sind diese Geschäfte schon abgeschlossen und die Schafe und Ziegen auf die Dächer von alten Mercedes Transportern verladen.
Unser Guide erzählt uns, dass er sonst als Bergführer arbeitet und hier mit einer deutschen Agentur arbeitet. Er hilft uns auch für unseren Gewürzschrank einen großen Beutel einer Gewürzmischung für Tajines zu kaufen.
Als er uns noch in eine Teppich Kooperative lotsen möchte lehnen wir dankend ab. Wir lernen noch seine junge Tochter kennen, überreichen einen Lohn für seine Zeit und fahren wieder vom Berg herunter.
Nachdem wir gestern die Todra Schlucht heraufgefahren sind, nehmen wir in Augodal einen anderen Weg in Richtung der Dades Schlucht. Die Straße hatte offiziell den gleichen Rang, wie die gut ausgebaute Route vom Vortag.
Es beginnt sogar noch besser, die Straße ist nagelneu und breit ausgebaut.
Links von der Straße sehen wir einen Range Rover mit Campingaufbau und wir gesellen uns dazu. Es ist ein Paar aus Tuttlingen, sie und ihr Fahrzeug hatten wir bereits 2 Tage zuvor in Merzouga gesehen.
Wir unterhalten uns ein wenig und ich bemerke, wie er unseren Duster mit Blicken prüft. Ich messe dem aber keine Bedeutung zu. Auch als er erzählt, dass er gerade den Streckenabschnitt dank seines geländegängigen Fahrzeugs problemlos bewältigt hat, kommen bei mir keine Zweifel an unserem Tagesplan.
Diese kommen aber ca. 20 Meter hinter unserem Rastplatz. Hier endet nämlich die Asphaltpiste und er fahren plötzlich auf einem Feldweg. Vielleicht ist es nur ein kurzes Stück und dann geht es normal weiter.
Aber das kurze Stück dauert gute 50 km. Wir befahren die Strecke fast alleine, einmal kommt uns ein 8-Sitzer Renault mit 8 aufgeregten Franzosen entgegen, die von uns wissen wollen, ob sie mit diesem Fahrzeug noch den Rest der Strecke schaffen.
Wir geben unser recht frisches Wissen weiter, die Franzosen bewerten dies und entschließen sich, weiter zu fahren. Bon Chance.
Die Abfahrt wird dahingehend auch extra spannend, als dass unterwegs, nachdem wir heute morgen noch einen halbvollen Tank hatten, sehr schnell die Reserveleuchte aufblinkt.
Unser Bordcomputer zeigt eine Reichweite von 80 Kilometern an, Google berechnet den Weg zur nächsten Tankstelle mit +50 Kilometern.
Irgendwann kommen wir wieder in der Zivilisation an. Wir kommen durch mittelgroße Bergdörfer mit Banken, Schulen aber keinen Tankstellen. Es ist zum verrückt werden. Wo tanken die ganzen Leute ihre Fahrzeuge?
Nach der x-ten Suche nach Tankstellen über Google erscheint plötzlich in 15 Kilometern das lang ersehnte Icon entlang unserer Route.
Aufgeregt und leicht angespannt fahren wir so spritsparend wie möglich weiter und kommen bei der vermeintlichen Tankstelle an. Wir können aber keine Säulen sehen, es ist nur ein Kramladen und ein Garagentor zu sehen.
Hat Google sich geirrt? Wir fahren noch ein paar Meter weiter, aber auch dann sehen wir keine Tankstelle.
Also machen wir einen U-Turn und fahren zur Adresse zurück, hinter der Google eine Tankstelle vermutet. ‚
Jetzt sehen wir auch einen Ständer mit Gasflaschen, ist es vielleicht wirklich eine Tankstelle.
Als wir halten kommt ein junger Mann auf uns zu und ich frage ihn, ob wir bei ihm Diesel bekommen. Zu meiner Freude und Verwunderung bejaht er dies und so bekommt unser Dacia 5 Liter für 16 MAD/Liter aus einer 5-Liter Olivenölflasche eingeflößt.
Endlich sind wir wieder sicher unterwegs und wissen über unsere Reichweite.
Es ist auch schon später Nachmittag als wir am Ziel unserer Reise ankommmen, der Dades Schlucht. Auch hier ist wieder ein großer Spalt in den hohen Felsen.
Unmittelbar vor der Schlucht liegt ein kleines Hotel mit Campingplatz. Es sieht gut aus, auch ein Auto aus Gießen steht davor. Also fragen wir erstmal Booking und dann beim Hotel direkt, ob den Zimmer frei sei. Für 600 MAD bekommen wir kleines Zimmer im ersten Stock, Frühstück und Abendessen nach Wahl.
Das Hotel ist ein Glücksgriff. Von hier aus laufen wir eine Minute zur Schlucht, dann 4 Minuten durch die Schlucht und sind nach 5 Minuten wieder draußen. Ein kurzes Stück gehen wir noch an der Straße entlang und drehen dann um.
Wir treffen im Hotel, bzw. am Platz davor eine schweizer Familie, die mit ihren drei Kindern eine Rundreise ohne Flug nach Marokko machen und Joachim, der mit seiner erwachsenen Tochter in einem zum Camper umgebauten für ein paar Monate um das Mittelmeer reist.
Er bereist Marokko seit vielen Jahren und gibt uns Tipps für die weitere Reise.
Für heute abend hat Daniela Cous-Cous bestellt. Das hatten wir bisher nicht essen können, da Cous-Cous 1.5 Stunden gedämpft werden muss. Das ist für die meisten Restaurants zu aufwändig, daher bekommt man es nur auf Vorbestellung.
Den Speisesaal teilen wir uns mit den Schweizern. Sie sind schon einen Tag länger im Hotel und erzählen uns, dass es nach dem Essen auch noch ein wenig Entertainment, bestehend aus Rätseln und Berbermusik, geboten wird.
Wie angekündigt werden erst die Teller abgeräumt und dann die Instrumente hergeräumt. Jeder bekommt eine Trommel oder Schellen in die Hand und los geht die wilde Fahrt. Star der Aufführung ist ein Junge aus der Nachbarschaft, der alle im Griff hat und unablässig zum Mitmachen motviert.