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Marokko – ZDF

Wir waren 15 Tage unterwegs, davon 13 mit dem Dacia Duster, der uns brav überall hingefahren hat. Wir sind ca. 2000 km in diesem Zeitraum gefahren, leider haben wir uns, wie immer, nicht den Tachostand notiert und die Rückgabeformulare waren hier alles andere als informativ.

In diesem Zeitraum haben wir in 10 verschiedenen Unterkünften übernachtet.

Zumeist waren es Riads, also landestypische Häuser mit einem Innenhof, um dessen Mitte die Zimmer nach innen zeigen und meist keine Fenster zur Straße haben.
Die Preise lagen zwischen 45 bis 90 EUR/Nacht, fast immer hatten wir dabei ein Frühstück mit dabei und ab und an auch ein Abendessen.

Die Mahlzeit im Hotel war oftmals das einfachste, zumal wir Marokko zu Beginn des Ramadan bereisten und einige Restaurants schlicht einfach geschlossen waren.
Aber wir sind nicht verhungert und wurden überall bestens bewirtet.

Diese Reise war die erste Reise in ein muslimisches Land. Das stellte aber überhaupt kein Problem dar. Die Leute waren in der Regel freundlich, offen und hilfsbereit.

Die Hilfsbereitschaft ging uns aber ein um das andere Mal zu weit. Sobald man mit dem Handy in der Hand, zu Fuß oder im Auto, versuchte sich orientieren, kam sofort ein mehr oder weniger freundlicher Marokkaner (nur Männer) an und versuchte uns mit größter Intensität, meist aber ohne genaues Verständnis über unser Anliegen, dieses um jeden Preis zu lösen.
Zumeist war das damit verbunden, dass man dafür einen kleinen Betrag zahlen musste.

Diese Geschäftigkeit war in den großen Städten allgegenwärtig und man musste sich oftmals sehr deutlich dagegen wehren. Das war schon etwas anstrengend, denn wenn man uns augenscheinlich freundlich begegnet, so will man dieses auch erwidern. Aber jede Höflichkeit wurde sofort als Einladung und Anbahnung eines zahlungspflichtigen Services verstanden.

Das genaue Gegenteil erlebten wir in unseren Unterkünften, hier wurden wir entspannt mit Abstand und Respekt behandelt.

Den Respekt vor der Polizei in Marokko haben wir auch teilweise verloren, leider. Polizeikontrollen stehen an allen großen Kreuzungen und Straßen im Land. Diesen Posten muss man sich langsam nähern und auf ein Zeichen der Beamten warten.
Einige male wurden wir angehalten und nachdem die Polizisten erfuhren, dass wir Touristen sind auch sofort wieder weitergeschickt.

Zweimal wurden wir aber in vermeintlichen Geschwindigkeitskontrollen von der Polizei aufgefordert eine Strafe zu zahlen, einmal waren es 300 und das andere Mal 400 MAD. Und jedesmal gab es das gleiche Schauspiel; dass wir nämlich zur Seite gebracht wurden, man sich den vollen Betrag hat geben lassen und als ich nach einer Quittung (Confirmation) fragte, erließ man uns als Touristen großzügig und als Zeichen der Gastfreundschaft einen Betrag von 200 MAD. Für den Rest gab es dann natürlich keine Quittung.

Auf der einen Seite hatten wir uns natürlich über solch einen Rabatt gefreut, auf der anderen Seite wurden wir hier offensichtlich übers Ohr gehauen.
Es geht schon etwas an die Substanz von Treu und Glauben, wenn man nicht mal mehr der Polizei vertrauen kann.

Die Kultur eines islamischen Staates will ich aber nicht an solchem Verhalten fest machen. Marokko liegt dicht an Europa und viele Familien haben Verwandte in Europa. Die meisten Menschen sprechen mehr als eine Sprache und mit ein paar Vokabeln französisch und englisch kommt man überall gut durch.
Das Land war auch schon offener in seiner Staatsform, der Islam hat heute wieder eine relevante Rolle im Alltag der Menschen.
Daher erscheint uns das Leben der Menschen bei näherem Hinsehen als fremdartig, auch wenn hier jeder mit westlichen Werten stetig in Berührung kommt.

Welcher Ort für uns am schönsten war lässt sich nur schwer beantworten. Die Orte waren sehr unterschiedlich und wir erkennen überall reizvolle Aspekte.
Am wohlsten hatten wir uns am Ende in Essaouira gefühlt. Das kommt aber sicher auch daher, dass es sich hier um die perfekte Mischung aus marokkanischem Leben und westlicher Lebensart über Jahrzehnte gebildet hat. Es ist auch nicht so, dass man hier nackt über den Strand laufen kann, aber die zwei Kulturen können hier nebeneinander existieren und man findet hier schnell Punkte, die genauso funktionieren, wie in der Heimat.

Wir werden sicher wieder nach Marokko reisen, auch wieder neue Bekannte besuchen. Ob wir allerdings wieder mit dem Auto reisen werden, steht noch offen. Zumindest werden sicher mehr Geld für ein Fahrzeug ausgeben als wir es diesesmal getan haben, um einfachen Ärger zu vermeiden.

Salé – Fulda

Der Rückreisetag startet sehr früh. Zum einen hat mich der Ramadan-Trommler gegen 3 Uhr geweckt, dann ein Hahn, der ständig die ersten 4 Töne von „Stille Nacht“ versucht hat zu krähen, aber immer am 4. Ton gescheitert ist und zum anderen ging der Wecker bereits um 4.45 Uhr.

Wir mussten schließlich um 6 Uhr unser Auto zurückgeben. Das war nie unser Plan gewesen, zumal unser Rückflug erst um 13.45 Uhr abheben sollte.

Aber wie schon einige Male zuvor beschrieben, wir waren nicht zufrieden mit unserer Mietwagenfirma Addcar.
Als wir das Fahrzeug abgeholt hatten, wies man uns vorwurfsvoll darauf hin, dass wir ja bei der Buchung angegeben hätten, dass wir das Fahrzeug um 6 Uhr morgens abgeben wollten. Wir schauten damals in unsere Unterlagen und ja, dort stand es, es war also unser Fehler.

Ich versuchte bei der Anmietung diesen Fehler zu korrigieren, aber mein Gegenüber hatte überhaupt kein Interesse daran, dies zu ändern, weil er damit 580 MAD zusätzlich berechnen konnte. Diesen Betrag mussten wir auch bereits vorab per Karte zahlen.
Ich hatte dann mehrfach während unserer Fahrt versucht dieses zu klären, aber unter insgesamt 6 verschiedenen Rufnummern war nie jemand zu erreichen.
Da fragt man sich, was wäre passiert, wenn jetzt ein ernsthaftes Problem aufgetreten wären.

Egal, wir hatten auf der gestrigen Fahrt nach Rabat tatsächlich einen Anruf vom Vermieter erhalten, ob wir tatsächlich um 6 Uhr unser Fahrzeug zurückgeben wollten.

Da hatten wir aber schon den Plan gefasst, dass wir an der Uhrzeit festhalten. Also sagte ich zu ihm, dass er pünktlich sein soll.

Wir waren 5.55 Uhr am vereinbarten Ort der Rückgabe, wer war nicht da, der Vermieter oder einer seiner Mitarbeiter. Nach kurzer Wartezeit riefen wir ihn und fragten unfreundlich, wo er denn bliebe.

20 Minuten nach Sechs war er dann da und wollte sich wortreich entschuldigen. Das ignorierten wir aber und konfrontierten ihn mit den Problemen, welches das Auto während der Fahrt hatte. Das sei alles normal und überhaupt kein Problem, war die pauschale Aussage. Naja, wir haben ihm noch ein wenig Dampf gemacht, so dass er auch etwas gehetzt war und unsere Kratzer unter den Tisch fallen ließ.

Gegen halb sieben saßen wir dann im Flughafen und warteten auf unseren Flieger nach Paris.

Die Zeit nutzten wir um den Blog weiterzuschreiben, da hatten wir die letzten Abende keine Zeit mehr gehabt.

Gegen 10 Uhr öffnete der Schalter von Air France für deren einzigen Flug des Tages, wir ließen uns Zeit und gelangten dann in den Abflugbereich.

Hier waren auf einmal alle Preise in EUR angegeben und konnte man vorher in der Halle nichts mit Karte zahlen, so war es hier dann wieder kein Problem. Duty Free, Essen, alles kein Problem.

Der Flug selber startete pünktlich, auch in Paris lief alles reibungslos und wir hatten sogar 90 Minuten nach allen Extrachecks, um einen französischen Bio-Wein zu trinken. Ich hatte auch eine Flasche gekauft, aber im Souvenirshop gab es keinen Korkenzieher zu kaufen. Auf die Idee sind sie wohl schon selber gekommen.

In Frankfurt mussten wir gut 20 Minuten aufs Gepäck warten, dann konnten wir aber ohne weitere Kontrolle direkt rauslaufen.
Eigentlich wollten wir den Bus zum Terminal 1 nehmen, um von dort mit dem Zug zum Hauptbahnhof zu fahren, aber als wir auf den Bus warten, da kommt der Linienbus 61 vorbei und der fährt direkt zum Südbahnhof. Hervorragendes Timing, dadurch erreichen wir noch den letzten Regionalexpress des Tages nach Fulda und sind so am Ostersonntag um 1 Uhr morgens in Fulda.

Essaouira – Salé

Heute beginnt unser letzter voller Reisetag und wir haben gut 5-6 Stunden Fahrt vor uns.

Noch ein letztes Mal genießen wir das Rauschen des Meeres und das Schreien der Möwen beim Frühstück, bevor unser Gepäck schultern und zum Auto laufen.

Leider können wir nicht an der Küste entlang fahren, sonst wären wir 7 bis 8 Stunden unterwegs. Also fahren wir ein Stück ins Landesinnere, um dort auf die Autobahn zu fahren.

Die Autobahn ist mautpflichtig und daher ist die Straße mehr oder minder frei.
Unterwegs halten wir zweimal an Raststätten, auch um einmal Diesel zu tanken. Dort sehe ich auch, dass die manuelle Reinigung eines PKW innen und außen 30 MAD kostet.

Das steht uns schließlich auch noch bevor, denn unser sonst stummer Autovermieter hat Daniela über WhatsApp wissen lassen, dass wir das Fahrzeug gereinigt übergeben müssen.
So ein Ansinnen hatten wir noch nirgendwo auf der Welt mitbekommen, aber was hilft es. Im Internet las ich zuvor, dass es bei einigen Vermietern in Marokko üblich sei, da ansonsten nochmal 200 MAD fällig wären. Diese Extragebühr wollten wir uns ersparen.

Aber jetzt schon auf der Autobahn das Fahrzeug waschen zu lassen, schien uns zu früh und so verschoben wir das Vorghaben auf unsere Ankunft in Rabat.

Um ja nichts zu verpassen fassten wir kurz vor Casablanca dann doch den Plan einen kurzen Abstecher zur größten Moschee Afrikas zu machen.
Casablanca, da hat man sofort den Film mit Humphrey Bogart im Kopf. Aber nichts aus dem Film wurde in Marokko gedreht, die meisten Szenen entstanden in einem Studio in Hollywood, bzw. in Algerien.

Eine Kollegin hatte uns schon von einem Besuch der wirtschaftlichen Hauptstadt Marokkos abgeraten, da die Stadt komplett ein gegenteiliges Bild zum Rest des Landes darstellt. Es gibt Hochhäuser, mehrspurige Straße und einen Wahnsinnsverkehr.
War in anderen Städten der Anteil zwischen Autos und Zweirädern fast halb-halb, so sind es hier in der Mehrzahl Autos. Verkehrsregeln werden als dezente Hinweise wahrgenommen, aber jeder fährt, wie er meint. Mit einem halbwegs neuen Auto würde ich dort nie hineinfahren.

Auf jeden Fall schaffen wir es mit einigen Herausforderungen bis zum Wasser, bis zur großen Moschee, schießen ein paar schnelle Fotos von dem imposanten Bau und lassen uns von Google wieder aus der Stadt leiten.

Die gleiche Idee hatten aber tausende von anderen Leuten auch und so dauert die Fahrt zurück zur Autobahn gefühlt 2 Stunden. Der Verkehr ist tückisch, sobald man als braver Deutscher etwas Abstand zum Vordermann aufbaut, nutzt diese Lücke der nächste Fahrer, um vermeintlich schneller voran zu kommen.

Wir hatten schon am Vorabend vom Barbesitzer Benny gehört, dass die Hupe in Casablanca sehr wichtig ist und der Verkehr während der Rushhour regelmäßig zum Erliegen kommt.

An der Polizei liegt es nicht, die stehen eigentlich an jedem Kreisel in Casablanca und versuchen das schlimmste zu verhindern.

Irgendwann sind wir wieder auf der Autobahn, die Mautgebühren halten sich auch in Grenzen, wir haben heute ungefähr 10 EUR gezahlt und sind 400 Kilometer flott vorangekommen.

Gegen 16 Uhr kommen wir in Rabat an und versuchen eine Waschanlage für unser Fahrzeug zu finden. Wir fahren bei mehr als 5 Stationen auf den Hof, verfahren etliche Kilometer, aber niemand will mehr unser Fahrzeug reinigen.

Zum Glück finden wir am Ende noch eine Selbstwaschanlage und so spüle ich den Saharastaub mit einem Hochdruckreiniger aus allen Ritzen des Fahrzeugs. Daniela wischt mit einem Geschirrtuch alle Flächen des Duster sauber. Am Ende saugen wir noch die Fußräume.

Endlich ist die Karre wieder sauber und wir können morgen beruhigt zur Übergabe fahren.
Neben der Waschanlage ist noch ein großer Supermarkt, ähnlich der Metro. Die Waren stapeln sich in großen Verpackungen auf Schwerlastregalen. Hier finden wir auch für 30 MAD einen kleinen Eimer mit Salzzitronen, den wir als Souvenir mit in die Heimat nehmen werden.

Es ist schon 18 Uhr als wir die Möglichkeiten zur Übernachtung überprüfen. Rund um den Flughafen, wo wir morgen um 6 Uhr sein müssen, finden wir keine schönen Unterkünfte oder Kettenhotels. Also erweitern wir den Radius. Nach Rabat wollten wir jetzt nicht unbedingt, also bleibt die Nachbarstadt Salé, die auch dichter am Flughafen liegt.

Hier finden wir ein günstiges Riad, buchen es und fahren dorthin. Der Verkehr in Rabat/Salé ist weit aus weniger stressig als in Casablanca. Wir zahlen wieder 2 EUR für den Parkplatz und laufen in die Gasse, wo unser Riad liegen soll.
Das Riad ist von außen fast nicht zu erkennen, aber die Einheimischen zeigen uns, wo der Eingang war. Auf unser Klopfen reagierte niemand, daher rief ich an und kurz danach wurde uns geöffnet.

Abermals, wie schon einige Male vorher, waren wir vom Inneren des Hauses überwältigt. Der Innenhof des Riads war größer als manches Einfamilienhaus in Deutschland. Hier wurde wieder auf sehr viel Stil geachtet.

Die Bezahlung des Zimmers im Keller verschieben wir auf später und gehen erstmal in ein nahegelegenes Restaurant und genießen hier unseren letzten Abend.
Auch hier sitzen wir wieder auf einer Dachterasse und ich esse am Karfreitag Rindfleisch. Ist wohl auch im Sinne eines ökumenischen Fastenprozess.

Als wir wieder in der Unterkunft angekommen können wir unsere letzten MAD zur Zahlung des Zimmers verwenden, ansonsten hätten wir in einem anderen Riad per Karte zahlen können.

Ich beginne den Mitarbeiter ein wenig über das Haus auszufragen. Er erzählt, dass es eigentlich vier Häuser waren und von einem Franzosen zu einem großen Riad umgebaut wurden. Das erklärt auch die riesige Dachterrasse, die aus vielen Ebenen besteht.

Von diesem Gespräch angeregt und weil er auch stolz auf das Haus ist, in dem er als Concierge und Hausmeister arbeitet, bekommen wir eine exklusive Führung durch alle Räume des Riads. Für uns ist eine Irrfahrt durch ein Labyrinth aus Gängen und Treppen, niedrigen Durchstiegen. Es ist nicht der absolute Prunk oder eine moderne, high-class Inneneinrichtung, die dieses Haus speziell machen, sondern dass jeder Raum mit Farbe, Holz ein authentisches Gefühl erzeugen.
Wir bekommen auch die prächtige Hochzeitssuite gezeigt. Das Haus verfügt über einen Fahrstuhl, wodurch auch die Dachterrasse für alle nutzbar ist.

Bei voller Belegung und außerhalb des Ramadan wird hier auch in zwei Küchen für die Gäste gekocht, ein toller Platz, um mit der ganzen Familie eine gute Zeit zu haben.

Essaouira

Im dritten Stock nehmen wir unser Frühstück ein, der Morgen ist mild, Azir bewirtet uns freundlich. Das Riad, in dem wir die zwei Tage leben, wird von zwei Frauen betrieben. Wenn wir es nicht gelesen hätten, wir hätte es nicht bemerkt. Man ist uns fröhlich und natürlich begegnet, einer Rolle, die der Frau aber in der arabischen Welt im Umgang mit Fremden aber nicht automatisch zufällt.

Am Morgen streifen wir weiter durch die engen Gassen der Medina, gehen über den Markt. Die Händler sind bei weitem nicht so aufdringlich, wie in Marrakesch oder Fes.
Unterwegs sehe ich eine Szene zwischen zwei Händlern. Der eine hat einen Wagen mit Kräutern und der andere einen Essensstand. Verzweifelt versucht der Kräuterhändler seine Ware dem anderen zu verkaufen, wahrlich verzweifelt. Als wir 10 Minuten später wieder an der Stelle vorbeikommen, stehen die beiden immer noch voreinander, der mit dem Restaurant werkelt in seiner Küche und bemüht sich ruhig zu bleiben und der Kräuterverkäufer weint bitterlich und sortiert mechanisch seine Waren. Wahrscheinlich ist hier eine lange Geschäftsbeziehung zerbrochen und Kräuterverkäufer kommt heute mit leeren Händen zurück zur Familie. Solche Bilder haben wir ein um das andere Mal in Marokko gesehen. Verzweifelte Familienväter stehen minutenlang vor den Geldautomaten, die wahrscheinlich schon länger kein Guthaben mehr ausgezahlt haben.
Das bringt auch uns Touristen wieder die Realität ins Leben, dass Marokko, bei aller Schönheit, ein armes Land ist, in dem viele Leute hart für ihre Existenz kämpfen.

Mit diesem Dämpfer gehen wir weiter in den Hafen. Hier soll es günstigen Fisch geben, den man sich in den Restaurants nebenan gleich zubereiten lassen kan.

Das Getümmel am Hafen ist groß, so dass wir die Lust verlieren auf diesem Weg zu essen und beschließen heute ganz normal ins Restaurant zu gehen. Soll bitte jeder, wie geplant, an unserem Essen verdienen. Der Fischer, der Händler und das Restaurant.

Mit genügend Schritten im Gepäck kaufen wir noch ein paar Postkarten und schreiben ein paar Gedanken für die Heimat.

Am Nachmittag bringen wir diese zur Post und gehen dann zu Bennys Jazzclub, wo ja ab 4 Uhr der Soundcheck startet.
Einer der Gitarristen von gestern spielt jetzt Bass, dazu gibt es noch einen neuen Gitarrenspieler, einen Keyboarder und einen Trommler. Die beiden Berliner sind noch nicht am Set.

Wir machen es uns im Eingang des Clubs bequem und wechseln jetzt mal die Rollen. Wir quatschen jetzt mit Benny Touristen an, damit diese in sein Restaurant kommen und am nächsten Abend, bzw. auch schon heute Abend zur Liveshow vorbeikommen.

Benny ist mit unserer Arbeit einverstanden, wir erhalten einen kurzfristigen, mündlichen Arbeitsvertrag und werden in kalten Getränken ausbezahlt.

Die Musiker proben heikle Stellen des Sets und am frühen Abend treffen auch die Berliner Sänger ein und wir erhalten einen Vorgeschmack auf den morgigen Abend. Es würde sich lohnen, aber wir müssen zurück.

Zum Abendessen sind wir wieder im Club und heute spielen die beiden Gitarristen vom Vorabend mit dem Keyboarder und dem Schlagzeuger von der Band des morgigen Tages einige Variationen von Popsongs. Der Keyboarder führt ein strenges Regiment.

Aber der Höhepunkt des Abends ist es, als wieder der Wirt in die Runde mit einsteigt und mit seinem Gesang den Abend zum Erlebnis macht.

Freundlich und etwas traurig verabschieden wir uns von Benny, versprechen einen lobenden Beitrag in Tripadvisor zu verfassen und allen von Essaouira und seinem Club zu erzählen. Möge er noch lange bestehen.

Marrakesch – Essaouira

Nach der Störung in der Nacht durch den Empfang packen wir nach dem Frühstück schnell unsere Sachen und verstauen diese im Auto. Am Parkplatz fragen wir noch kurz den Wächter, wie das hier in Marrakesch mit dem Taxifahren abläuft, denn wir müssen heute morgen noch zum kunstvoll gestalteten Garten von Yves St. Laurent, dem Garten Majorelle.

Hier hatten wir ja am Vortag das Zeitfenster 9.30 Uhr für den Besuch gebucht. Da es aber dort vor Ort keine Parkplätze geben soll, entschließen wir uns ein Taxi zu nehmen.

Während am Abend uns die Taxis immer anhupen und die Fahrer auf der ständigen Suche nach Fahrgästen sind, ist es am Morgen sehr viel schwieriger ein Fahrzeug zu bekommen. Lt. Google soll der einfache Weg 4 km sein. Mit dem Taxi sind wir fast 20 Minuten unterwegs.

Am Morgen hat es noch leicht geregnet, auch in der Nacht, aber jetzt ist es zumindest trocken, aber noch frisch.
Ich zeige mein Ticket am Handy bei der 9.30 Uhr Schlange vor und wir dürfen uns einsortieren.
Mit uns steht ein englisches Paar an, er hat zwei große Apparate um die Schulter und wir unterhalten uns. Er fotografiert sonst gerne Veranstaltungen wie das Wave-Gothic-Treffen in Dresden oder die Gay-Parade in New York, das macht er aber seit ein paar Jahren nicht mehr. Nicht aufgrund der Pandemie, sondern weil es immer kommerzieller auf diesen Feiern wird.
Außerdem ist er IT Architekt und hat in der Vergangenheit Prozessoren gebaut. Er freut sich, dass ich ihm über meine Begegnung mit Konrad Zuse berichten kann.

Um 9.30 Uhr erhalten wir Zugang zum Garten des Modeschöpfers. Unsere Hoffnung, dass wir nur auf wenige Leute treffen, da es ja organisierte Zeitfenster für den Einlass gibt, zerschlägt sich aber beim Eintritt und wir eilen schnell voran, um etwas Abstand von den Menschen zu bekommen, die sich überall vor den Fotomotiven in Stellung bringen.

Naja, nach 10 Minuten haben wir uns mit der Situation abgefunden und wir eilen durch die Anlage. Der bedeckte Himmel macht es zumindest einfach ein paar Bilder zu schießen. Aber richtig Freude macht es nicht.

Wir sind schon fast wieder am Ausgang, da erkennen wir auf einer Karte, dass wir einen Teil wohl übersehen haben. Dazu müssten wir jetzt nur 20 Meter zurück laufen, aber die bis dahin unauffälligen Ordner greifen jetzt ein und wir müssen nochmal die ganze Schleife laufen.

Das hat aber auch den Vorteil, dass wir jetzt beinahe alleine an den Sehenswürdigkeiten vorbeikommen.

Kurz vor dem Ausgang ist auch ein Shop mit Andenken und einigen Produkten aus der Modellinie von YSL feil geboten werden. Aber die Preise schrecken uns ab und wir verlassen den Garten, der im übrigen 15 EUR/Person Eintritt kostet.

Wir nehmen wiederum ein Taxi zu unserem Auto, er wollte 20 MAD mehr als der Fahrer auf der Hinfahrt. Die Taxameter scheinen hier alle defekt zu sein. Aber wir können ihn auf den niedrigeren Preis verhandeln. Am Ende gebe ich ihm die 2 EUR als Trinkgeld oben drauf, er freut sich, ich auch, denn ich lasse mir nur ungern vorschreiben, was ich als Belohnung vergebe.

Die Fahrt aus Marrakesch heraus ist unspektakulär, dauert aber gut 30 Minuten. Die Ausläufer der Stadt sind riesig.

Auf dem Weg nach Essaouria kommen wir wieder durch eine grünere Gegend mit viel Landwirtschaft. Die erhofften Ziegen auf Bäumen bekommen wir nicht vor die Linse, aber dazu gibt es auch am Boden genügend Futter aktuell für die Tiere.

Gegen 15 Uhr fahren wir auf den Parkplatz vor der Altstadt von Essaouria, bezahlen hier 140 MAD für 2 Tage.

Mit leichtem Gepäck laufen wir kurz zu unserer Unterkunft, erhalten hier uns Zimmer und fragen, um unser restliches Gepäck zu holen, ob wir den Handkarren vor dem Hotel benutzen dürfen. Dieser ist aber leider kaputt, so dass wir auf einen lokalen Dienstleister zurückgreifen, der uns dabei hilft, alles Gepäck aus dem Auto über den holprigen Weg zu transportieren.

Die Treppe im Riad hoch, da sind wir dann aber selber zuständig. Das Zimmer ist groß und schön, es gibt im 3. Stock eine tolle Dachterrasse und eine Treppe höher hat man auch einen tollen Blick auf den Strand.

Den genießen wir auch erstmal, gehen dann aber frohen Mutes in die Stadt, an den Strand und mit den Füßen ins Wasser. Kalt, mehr lässt sich da nicht sagen. Auch die Luft ist etwas über 20 Grad, aber man hält es aus.

Für den Abend folgen wir unserem Reiseführer aus 2019 und gehen ins Sams Fischrestaurant und werden hier köstlich bekocht.
Über den Abend sind es aber nicht viele Gäste, die hier einkehren.

Inzwischen ist es nach 20 Uhr und im Club nebenan startet live Jazzmusik. Erfreut nehmen wir Platz und lauschen zwei fingerfertigen Gitarrenspielern, die zum Rhythmus eines Drum-Computers improvisieren.

In der Lokalität wird auch Alkohol ausgeschenkt, die Preise sind schon gehoben deutsch, aber ohne Alkohol geht es billiger.

Höhepunkt des Abends, zumindest für uns ist es, als der Wirt des Ladens zum Mikrofon greift und im Stile eines traurigen Andalusiers mit arabischen Wort in die wilde Improvisation miteingreift. Das macht den Abend auf jeden Fall rund.

Als ich später mit dem Besitzer des Ladens mich unterhalte und er wissen will, woher wir kommen, bekomme ich große Augen. Denn auf meine Aussage hin, dass wir aus der Nähe von Frankfurt kämen, fragt er weiter „From Fulda?“
Schon dachte ich, dass unsere Ankunft mal wieder „Talk of the town“ wäre, aber nein, die Lösung ist einfacher. Er hat einen Bekannten, der in Loheland arbeitet. Die Welt ist klein.

Vor dem Club hängt auch ein großes Plakat, welches zwei Berliner Künstler für Freitag ankündigt. Da wir dann schon wieder in Richtung Rabat reisen werden, sind wir enttäuscht. Benny sagt aber, dass die zwei schon morgen Nachmittag hier proben werden und wir gerne vorbeikommen sollen.
Das werden wir gerne machen.

Auf dem Weg zurück treffen wir noch einen Karaoke Sänger, der in Fußgängerzone vereinzelte Touristen mit „Knocking on heavens door“ unterhält und am Hauptplätz sitzen die Einheimischen und lauschen marrokanischen Klängen von einem Banjo und einem Bongo.

Marrakesch

Nach dem Frühstück, neben uns sitzt ein introvertierter, sehr trainierter Lifecoach aus Belgien. Seine Lebensweisheit bezieht er aus Reisen nach Asien, aber Marokko findet er auch gut.

Wir auch, daher machen uns auf die Straße, besuchen den Bahia Palast in Nähe unserer Unterkunft. Wir sind noch früh für Touristen dran, aber der Palast ist schon gut besucht. So schieben wir uns von einem toll gekachelten Raum in den Nächsten, beschauen hübsch angelegte Gärten.
Es fällt in diesen Gebäuden auf, die für die Öffentlichkeit freigegeben sind, dass dort nie Möbel oder persönliche Dinge zu sehen sind. Kann natürlich auch daran liegen, dass die Räumlichkeiten nicht immer nur von ihren Erbauern genutzt wurden, sondern später auch von Besatzern als der Verwaltungssitz. Daher bekommt man immer nur 50 % der ehemaligen Pracht gezeigt, aber die ist schon beeindruckend.

Als nächsten Punkt der Tagesordnung wollen wir uns der Garten von Yves St. Laurent anschauen, stellen aber zum Glück fest, bevor wir dorthin aufbrechen, dass man Tickets nur Online kaufen kann und diese für den heutigen Tag schon vergriffen sind. Also buchen wir die Tickets für den kommenden Morgen um 9.30 Uhr.

Wo wir aber schonmal in Marrakesch sind, da gehen wir natürlich auch die Souks, den Basar. Es gibt wenig neues zu sehen, aber etwas findet man doch wieder. So kaufe ich nach „harter“ Verhandlung eine neue Ledertasche aus Ziegenleder für meine Kamera, endlich eine Männerhandtasche.

Der Basar von Marrakesch ist unendlich groß und erschöpft gehen wir am Nachmittag in unser Unterkunft, zumal das Wetter ungemütlich wird. Es fängt an zu regnen, der erste Regen seit 3 Monaten und es wird empfindlich kalt.

Für den Abend buchen wir uns ein Abendessen in einem vornehmen Hotel nahe unserer Unterkunft auf deren Dachterrasse.

Vorher marschieren wir abermals zum La Place und setzen uns bibbernd in eines der Dachcafes. Gestern waren hier noch alle Plätze belegt, heute ist es keiner mehr.

Kurz vor acht suchen wir unser Restaurant, Google Maps funktioniert auch hier in Marrakesch für Fußgänger nur suboptimal. Am Ende rufe ich, nur wenige Meter vom Eingang entfernt stehend, dort an, weil ich das 4-Sterne Hotel nicht erkenne, aber ein freundlicher Mitarbeiter holt uns auf der Straße ab.

Es regnet immer noch und die Temperatur sinkt auf 10°C. Die Dachterrasse ist für die 300 warmen Tage ausgelegt, so dass wir in einen beheizten Salon geführt werden und dort mit einem heute angereisten Paar aus Köln zu Abend essen.

Sie erzählt mir auch davon, dass die Salzzitronen, die ich in Marokko kennen und lieben gelernt habe, bei uns ein seltenes Gut sind und teuer erstanden werden müssen.
Wir müssen also die Augen offen halten, ob wir diese irgendwo günstig hier entdecken.

Ouarzazate – Marrakesch

Für neun erwarteten wir einen Anruf von unserem Autovermieter, wegen der dauerhaft leuchteten Motorkontrollbirne, der aber nicht kam. Also genossen wir das Frühstück und fuhren dann in Richtung Marrakesch.

Wir hatten die Stadt beinahe verlassen, da tauchen rechts der Straße riesige Filmstudios auf. Hier in der Halbwüste ist scheinbar das Filmzentrum von Marokko. Man kann wohl dort in einem Hotel wohnen und Touren machen. Aber ehrlich gesagt, kenne ich keinen Film aus Marokko, daher ist das uninteressant.

Von der Hauptstraße biegen wir auf dem Weg nach Marrakesch auf eine Nebenstrecke, in den USA würde man Scenic Route sagen.

Szenisch beginnt es gleich mit Ait Ben Hadou, einer Berberstadt, die seit 50 Jahren immer wieder als Filmkulisse herhält. Auch wir machen hier Stopp, zahlen beim Betreten der Stadt brav unseren Eintritt und laufen durch die Gassen mit Lehmhäusern.
Das Ganze wird schon ordentlich touristisch ausgeschlachtet, aber es hat wirkt auch. In der Stadt gibt es auch ein paar Händler, bei einem kaufen wir auch die marokkanischen Schellen, Gnawa. Und wo wir schon dabei sind und der Verkäufer so symphatisch ist noch einen Turban für mich, einen Armreif und Tuch für Daniela. Über alle Preise haben wir verhandelt, aber nicht gut genug, denn am Ende schenkt der Verkäufer Daniela noch eine Halskette.

Beladen kommen wir wieder zum Auto, welches vor der Moschee parkt und fahren weiter.

Die Strecke ist wirklich super, entlang der Strecke sehen wir Canyons mit Oasen, in denen sich Dörfer bis heute ausbreiten. Unterwegs hören wir von einem Reiseführer, dass viele dieser Siedlungen auf portugiesische Piraten zurückgehen, die von hier aus Karawanen überfallen hätten.

Es geht weiter hoch ins Gebirge, unser Auto meckert ab und an, aber fährt problemlos weiter. Die Temperaturen gehen bis auf 16 Grad runter, aber die Sonne brennt.

Gegen 17 Uhr erreichen wir Marrakesch, nach einigen Wirrungen und falschen Führungen durch einen Einheimischen erreichen wir unseren Parkplatz für die nächsten zwei Tage, können den Wächter von 200 auf 150 MAD herunterverhandeln und finden unsere Unterkunft, wieder ein Riad, nach kurzem Fußmarsch.

Das Riad liegt am Rande der Medina von Marrakesch, hier leben viele Marokkaner und durch die engen Gassen, die wir erst als Fußgängerzone betrachtet haben, kommen uns auch Autos entgegen.

Wir beziehen unser Zimmer, es riecht etwas muffig, aber das Zimmer ist OK und bietet genügend Platz und Ruhe vor der trubeligen Stadt.

Als erstes steigen wir aufs Dach und nach kurzer Orientierung sehen wir auch den höchsten Turm der Stadt, der am Jemaa el-Fna steht, dem Platz von Marrakesch. Also ist schonmal die Richtung klar für unseren ersten Spaziergang.

Ein wenig Angst hatte ich schon vor dem Jemaa el-Fna, den hier tobt das Leben und es soll unübersichtlich und laut sein. Soviel Zivilisation nach der Ruhe der Wüste kann anstrengend sein.

Und es ist ein Erlebnis sich mal hier an den Straßenrand zu setzen. Als wir nach 20 Minuten Fußmarsch dort ankamen war es schon früher Abend. Die Terrassen rings um den Markt waren augenscheinlich alle schon belegt und so setzten wir uns ins Café du France und ließen den Platz, die Menschen auf uns wirken.
Das Ende der Fastenzeit hatte scheinbar keinen großen Einfluss auf das Leben, auch hatten wir eine Moschee im Blick, die auch nicht sonderlich frequentiert wurde.

Egal, wie es sich für gute Touris gehört setzen wir uns auch in eines der Zelte, die jeden Tag auf- und wieder abgebaut werden auf dem Platz und lassen uns vom Grillbuffet ein Abendessen zusammenstellen.
Es ist lustig, es gibt Angestellte, die Gäste heranholen und überreden hier zu essen. Sollte es klappen, dann wird man mit Gesang vom Küchenpersonal begrüßt.
Das Essen an sich ist eher unspektakulär und da es auch empfindlich kühl wird, ziehen wir in Richtung unseres Hotels.

Unterwegs haben unzählige Stände noch geöffnet, Leute verkaufen ihre Waren auf der Straße. Aber je näher wir unserer Unterkunft kommen, um so ruhiger wird es und niemand möchte uns noch zu irgendetwas überreden.

Zum Abschluss des Tages nehmen wir noch auf unserer Dachterrasse Platz, unterhalten uns mit dem jungen Mitarbeiter vom Empfang, der noch die Blumen gießt.
Wir überlegen kurz, ob wir spontan noch eine Stadtführung buchen sollen, entscheiden uns dann aber dagegen.

Ait Hammou Ou Said – Ouarzazate

Um halb sieben werden wir von einer Amsel geweckt. Diese hockt im Gitter vor unserem Fenster und klopft unablässig mit dem Schnabel gegen die Scheibe.

Wir hatten doch gar keinen Weckservice bestellt! Ohne Unterlass klopft der Vogel gegen das Glas. Meine Versuche ihn zu verscheuchen scheitern.
Also stehe ich auf, ziehe mich an, um mir das Schauspiel von Draußen anzusehen. Unser Zimmer ist im ersten Stock und der Vogel klopft weiter. Joachim kann sich auch keinen Reim darauf machen. Auch meine „sssssht“-Rufe sind vergeblich.
An der Rezeption sitzt noch niemand, so dass ich mir qualifizierten Rat holen kann. Ich gehe wieder ins Zimmer, Daniela wird auch wach und öffnet todesmutig das Fenster für einen kleinen Spalt, macht „sssssht“ und siehe da der Vogel verschwindet, nachdem er gute 20 Minuten das Fenster auf Bruchfestigkeit geprüft hat.

Beim Frühstück bekommen wir die Erklärung für das Verhalten. Ich hatte ja vermutet, dass der Vogel ab und an von Gästen gefüttert wird, aber die Geschichte nimmt eine andere Wendung.
Ursache für das Verhalten sind die verspiegelten Scheiben des Hotels, welche sie Sonne abhalten. Diese spiegeln so stark, dass die Amsel sich dort selbst gesehen hat und als Konkurrenten wahrnimmt. Die Eigentümer des Hotels haben wohl schon deshalb überlegt die Fenster auszutauschen. Das wird aber sicher nur ein Plan bleiben.

Nach dem Frühstück steigen wir ins Auto und fahren weiter in südlicher Richtung. Nach kurzer Fahrt erreichen wir einen weiteren Foto-Hotspot Marokkos, eine Serpentinenstrecke am Tisdrine Pass.
Von oben schaut man in die 4 Kehren hinunter zum Dades Fluss.

Nach zwei Tagen, die überwiegend durch grandiose Lanschaften geprägt waren, kommen wir jetzt wieder in der Zivilisation an. Die Orte werden größer und wir können unser Fahrzeug auch wieder regulär volltanken.

Den nächsten Stopp machen wir im Rosental. Wir überlegen, ob wir hier einen Tag verbringen, aber entschließen uns dann doch nach Ouarzazate zu fahren. Joachim meinte, der Ort wäre sehr schön.

Inzwischen leuchtet aber unsere Motorkontrolleuchte unablässig. Wir unternehmen mal wieder den Versuch unser Mietwagenfirma zu erreichen. Ich hinterlasse ein paar deutliche Worte über deren Arbeits- und Dienstleistungsmoral auf allen erreichbaren Mailboxen und wir fahren trotzdem weiter.

Von unterweges buchen wir in Ouarzazate ein kleines Hotel mit Pool, wir wollen uns ein wenig in der Sonne ausruhen. Das Hotel zeigt die komplette Palette arabisch-maurischer Inneneinrichtung, sehr geschmackvoll.

Auch der Pool ist einladend, allerdings trotz des Wüstenklimas oder wegen, aber sehr kalt. Kurz rein und wieder raus, dann auf die Liege, in der Sonne trocknen lassen.

So verbringen wir zwei Stunden, dann laufen wir aber doch eine Runde durch die Stadt, schließlich sind wir an der Straße der Kashbas und hier gibt es eine große Kasbah zu besichtigen.

Bislang waren wir davon ausgegangen, dass eine Kasbah ein Schloß ist. Aber hier lernen wir, dass es vielmehr eine Art Burg ist, in der sich auch normale Häuser befinden. In dieser Kasbah zeigt sich auch die grundsätzliche Toleranz des Islams gegenüber anderen Religionen, der innerhalb der Schutzmauer ist auch Platz für Synagoge.
Wir sind hier kurz vor Sonnenuntergang unterwegs und unser Spaziergang wird zur Flucht vor einheimischen Helfern und Verkäufern, die mit den letzten Touristen des Tages noch unbedingt Geschäfte machen müssen.
So verlassen wir zügig diesen eigentlich interessanten Ort und laufen in Richtung der Innenstadt. Diese bereitet sich aber auch schon auf das heutige Ende der Fastenzeit vor.

Schnell noch eine Cola geholt, dann laufen wir zurück zum Hotel. Unterwegs ruft der Muezzin das Ende aus.

Zum Abendessen sitzen wir am Pool und bekommen ein hervorragendes Mahl. Leider stört der Fahrzeuglärm von der vierspurigen Straße neben dem Riad.

Imilchil – Ait Hammou Ou Said Dades Schlucht

Wir haben die Nacht ohne Erfrierungen bestens überstanden und bekommen ein tolles Frühstück serviert. Vor der Abfahrt zahlen wir noch das Abendessen, auch wenn der Chef uns wohl eingeladen hatte und nehmen einen Beutel Melissentee mit.

Ali hatte uns noch den Tipp gegeben, dass es bei Imilchil noch zwei schöne Seen gäbe, diese sind nur 20 Minuten entfernt und so machen wir einen Abstecher dorthin.

Die Seen liegen ohne Schatten in der prallen Sonne und wir umfahren diese mit unserem Duster. Sicherlich auch eine schöne Wanderung.

Im Ort findet heute ein Wochenmarkt statt. Imilchil ist das kommerzielle Zentrum der Gegend, es gibt Banken und eine Tankstelle. Das ist nicht selbstverständlich für die Bergregion, wie wir später noch erfahren.
Als wir gerade an einer engen Stelle zum Stehen kommen taucht mal wieder ein Einheimscher auf, der uns seine Dienste anbietet.

Er wirkt symphatisch und daher nehmen wir sein Angebot an mit ihm gemeinsam durch den Ort und über den Markt zu gehen.

Er erklärt uns, was wir auch schon gestern radebrechend von dem Hotelbetreiber erfahren haben und es auch in unserem Reiseführer steht, dass hier am Ort im September ein riesiger Heiratsmarkt stattfindet. Hier finden sich also die Paare, heiraten oder werden im Akkord verheiratet.

Auf dem heutigen Markt wird am frühen Morgen Vieh gehandelt, als wir gegen 11 Uhr dort herumlaufen, sind diese Geschäfte schon abgeschlossen und die Schafe und Ziegen auf die Dächer von alten Mercedes Transportern verladen.

Unser Guide erzählt uns, dass er sonst als Bergführer arbeitet und hier mit einer deutschen Agentur arbeitet. Er hilft uns auch für unseren Gewürzschrank einen großen Beutel einer Gewürzmischung für Tajines zu kaufen.
Als er uns noch in eine Teppich Kooperative lotsen möchte lehnen wir dankend ab. Wir lernen noch seine junge Tochter kennen, überreichen einen Lohn für seine Zeit und fahren wieder vom Berg herunter.

Nachdem wir gestern die Todra Schlucht heraufgefahren sind, nehmen wir in Augodal einen anderen Weg in Richtung der Dades Schlucht. Die Straße hatte offiziell den gleichen Rang, wie die gut ausgebaute Route vom Vortag.
Es beginnt sogar noch besser, die Straße ist nagelneu und breit ausgebaut.

Links von der Straße sehen wir einen Range Rover mit Campingaufbau und wir gesellen uns dazu. Es ist ein Paar aus Tuttlingen, sie und ihr Fahrzeug hatten wir bereits 2 Tage zuvor in Merzouga gesehen.

Wir unterhalten uns ein wenig und ich bemerke, wie er unseren Duster mit Blicken prüft. Ich messe dem aber keine Bedeutung zu. Auch als er erzählt, dass er gerade den Streckenabschnitt dank seines geländegängigen Fahrzeugs problemlos bewältigt hat, kommen bei mir keine Zweifel an unserem Tagesplan.

Diese kommen aber ca. 20 Meter hinter unserem Rastplatz. Hier endet nämlich die Asphaltpiste und er fahren plötzlich auf einem Feldweg. Vielleicht ist es nur ein kurzes Stück und dann geht es normal weiter.

Aber das kurze Stück dauert gute 50 km. Wir befahren die Strecke fast alleine, einmal kommt uns ein 8-Sitzer Renault mit 8 aufgeregten Franzosen entgegen, die von uns wissen wollen, ob sie mit diesem Fahrzeug noch den Rest der Strecke schaffen.
Wir geben unser recht frisches Wissen weiter, die Franzosen bewerten dies und entschließen sich, weiter zu fahren. Bon Chance.

Die Abfahrt wird dahingehend auch extra spannend, als dass unterwegs, nachdem wir heute morgen noch einen halbvollen Tank hatten, sehr schnell die Reserveleuchte aufblinkt.
Unser Bordcomputer zeigt eine Reichweite von 80 Kilometern an, Google berechnet den Weg zur nächsten Tankstelle mit +50 Kilometern.

Irgendwann kommen wir wieder in der Zivilisation an. Wir kommen durch mittelgroße Bergdörfer mit Banken, Schulen aber keinen Tankstellen. Es ist zum verrückt werden. Wo tanken die ganzen Leute ihre Fahrzeuge?

Nach der x-ten Suche nach Tankstellen über Google erscheint plötzlich in 15 Kilometern das lang ersehnte Icon entlang unserer Route.

Aufgeregt und leicht angespannt fahren wir so spritsparend wie möglich weiter und kommen bei der vermeintlichen Tankstelle an. Wir können aber keine Säulen sehen, es ist nur ein Kramladen und ein Garagentor zu sehen.
Hat Google sich geirrt? Wir fahren noch ein paar Meter weiter, aber auch dann sehen wir keine Tankstelle.
Also machen wir einen U-Turn und fahren zur Adresse zurück, hinter der Google eine Tankstelle vermutet. ‚
Jetzt sehen wir auch einen Ständer mit Gasflaschen, ist es vielleicht wirklich eine Tankstelle.

Als wir halten kommt ein junger Mann auf uns zu und ich frage ihn, ob wir bei ihm Diesel bekommen. Zu meiner Freude und Verwunderung bejaht er dies und so bekommt unser Dacia 5 Liter für 16 MAD/Liter aus einer 5-Liter Olivenölflasche eingeflößt.

Endlich sind wir wieder sicher unterwegs und wissen über unsere Reichweite.

Es ist auch schon später Nachmittag als wir am Ziel unserer Reise ankommmen, der Dades Schlucht. Auch hier ist wieder ein großer Spalt in den hohen Felsen.

Unmittelbar vor der Schlucht liegt ein kleines Hotel mit Campingplatz. Es sieht gut aus, auch ein Auto aus Gießen steht davor. Also fragen wir erstmal Booking und dann beim Hotel direkt, ob den Zimmer frei sei. Für 600 MAD bekommen wir kleines Zimmer im ersten Stock, Frühstück und Abendessen nach Wahl.

Das Hotel ist ein Glücksgriff. Von hier aus laufen wir eine Minute zur Schlucht, dann 4 Minuten durch die Schlucht und sind nach 5 Minuten wieder draußen. Ein kurzes Stück gehen wir noch an der Straße entlang und drehen dann um.

Wir treffen im Hotel, bzw. am Platz davor eine schweizer Familie, die mit ihren drei Kindern eine Rundreise ohne Flug nach Marokko machen und Joachim, der mit seiner erwachsenen Tochter in einem zum Camper umgebauten für ein paar Monate um das Mittelmeer reist.
Er bereist Marokko seit vielen Jahren und gibt uns Tipps für die weitere Reise.

Für heute abend hat Daniela Cous-Cous bestellt. Das hatten wir bisher nicht essen können, da Cous-Cous 1.5 Stunden gedämpft werden muss. Das ist für die meisten Restaurants zu aufwändig, daher bekommt man es nur auf Vorbestellung.

Den Speisesaal teilen wir uns mit den Schweizern. Sie sind schon einen Tag länger im Hotel und erzählen uns, dass es nach dem Essen auch noch ein wenig Entertainment, bestehend aus Rätseln und Berbermusik, geboten wird.

Wie angekündigt werden erst die Teller abgeräumt und dann die Instrumente hergeräumt. Jeder bekommt eine Trommel oder Schellen in die Hand und los geht die wilde Fahrt. Star der Aufführung ist ein Junge aus der Nachbarschaft, der alle im Griff hat und unablässig zum Mitmachen motviert.

Merzouga – Imilchil

Der Tag beginnt früh. Um kurz vor drei wache ich auf, entweder haben wir Mäuse im Zelt oder die Plane macht merkwürdige Geräusche. Egal, ich bin wach, das kommt mit aber auch gelegen, da ich die Sterne fotografieren möchte.

Der Mond soll um 3.30 Uhr untergehen und dann wird die Nacht in der Wüste wirklich schwarz. Es ist wirklich so, wieder was gelernt. Ab halb vier kann ich mit bloßem Auge die Nebel der Milchstraße sehen. Mit der Kamera wird das nochmal eindrucksvoller.

Gegen neuen haben wir Frühstück und alsbald machen wir uns zurück zu unserem Wagen, der ja noch am Hotel parkt.
Ali lädt noch ein franzöisches Pärchen mit in den Wagen, die unsere gestrige Tour mit ihm machen.

Sehr zur Freude aller Mitfahrer auf dem Rücksitz nimmt Ali den direkten Weg durch die Dünen, sprich wir kommen in den Genuss einer zweiten Achterbahnfahrt.

Ali hatte uns auch noch mit einigen Tipps ausgestattet und so fahren wir in ein paar freie Tage, die wir noch nicht vorgeplant haben.

Grobes Ziel ist das Atlasgebirge, mehr wissen wir noch nicht. Die Landschaft wird leicht grüner und Berge erscheinen.
Gegen mittag entschließen wir uns einen der Tipps von Ali anzupeilen und fahren in Richtung Imilchil.

Auf dem Weg durchfahren wir einen der touristischen Anziehungspunkte, die Tohdra-Schlucht. Hier haben der gleichnamige Fluss und ein paar Straßenbauer eine spektakuläre Schneise in den Fels geschlagen.
Von der Straße schaut man sprachlos nach oben und muss seinen Kopf weit in den Nacken legen, um den Himmel zu sehen. Der rötliche Sandstein in Verbindung mit dem Blau des Himmels gibt ein tolles Bild. Für viele Touristen endet hier bereits der Ausflug in die Bergwelt Marokkos. Nicht für uns, wir durchfahren die Schlucht in Richtung Norden.

Der Weg durch das Tal nach Imilchil ist mindestens genauso aufregend wie die Schlucht. Canyons, Abbrüche, hohe Sandsteinfelsen lassen uns eigentlich minütlich stoppen.

Die Straße nach Imilchil ist gut ausgebaut, allerdings wird es in den vereinzelten Ortschaften sehr ursprünglich, hier gibt es viele Lücken oder gar keinen Asphalt auf der Straße, die sich oft sehr eng durch die Lehmhäuser windet.

Gegen 18 Uhr kommen wir auf über 2100 Metern an. Das Hotel, ein Chateau, wirkt von außen sehr ruppip und unfreundlich, innen erwartet einen zumindest menschlich etwas Wärme durch den zahnlosen Herbergsvater. Wir hatten die Unterkunft über Booking gebucht, aber davon wusste er erstmal nichts. Der Vermieter und sein Adjutant vor Ort arbeiten sich gerade erst in die Thematik ein. Der Chef meinte auch, dass ich ihm doch bitte vielleicht die Booking-Thematik nochmal erklären sollte.
Ich habe mich vornehm zurückgehalten.

Wärme ist auch so ein Thema, es ist deutlich kälter für uns als in den letzten Tagen, aktuell sind es 15°C und während der Nacht soll es noch frischer werden.
Die Umgebung ist karg, aber auch hier ruft der Muezzin seine Schäfchen zum Gottesdienst. Diese kommen in Scharen über die Hauptstraße, es sieht beinahe aus, als wenn Fußballfans ins Stadion ziehen. Es ist auch ähnlich geräuschvoll.

Wir bekommen im kalten Haus zwei Tajines. Diese sind warm. Aber weder in den Gemeinschaftsräumen als auch in den Zimmern gibt es eine Heizung. Die Unterkunft richtet sich wohl in den Wintermonaten eher an ein robustes Publikum.