Bergen (N) – Göteborg (S)

Ich bin der erste beim Frühstücksbuffet, es fehlen noch die Rühreier. Mein Zug fährt heute um 8 Uhr ab und daher starte ich um 7 Uhr in den Tag. Das Hotel hat wohl sonst nur Langschläfergäste.

Das Wetter in Bergen soll heute schlechter werden, daher ist es Zeit aufzubrechen.
In den kommenden zwei Tagen wird ordentlich Bahn gefahren, schließlich muss ich aus dem Westen Norwegens wieder nach Fulda gelangen. Dafür benötigt man zwei Tage. Fliegen wäre schneller, aber lang nicht so schön, wie ich im Laufe des Vormittags feststellen werde.

Der heutige Zug wirkt etwas jünger als jener, mit dem ich anreiste. Aber auch nur minimal. Im Gespräch mit den Schaffnern bin ich auch nicht schlauer geworden, es scheint aber gänzlich neue Züge zu geben, die aber noch nicht geliefert worden seien.

Egal, es gibt Kaffee und Tee bis zum Abwinken und auch die Sonne beginnt zu scheinen, als wir in Richtung Oslo starten.

Die erste Stunde fahren wir an einem namenlosen Fjord vorbei, immer dicht am steil aufsteigenden Ufer. Die Streckenführung ist hier oft so kurvig, dass man aus unserem Wagen den Anfang des Zuges in der Biegung sieht.

Bald steigt die Strecke an und es wird bergiger, beide Seiten sind nun Fels und mitten durch fließt ein Fluss, gefüllt mit grünem Gletscherwasser.

Wir kommen bald in die Hochebene. Der erste bekannte Stopp ist Myrland, hier startet für 80 EUR die Flâmbahn. Die Strecke ist nur noch als Touristenstrecke im Betrieb und gibt Kreuzfahrttouristen einen Eindruck von Norwegen. Auf einer Strecke von 20 Kilometern werden hier über 800 Höhenmeter überwunden.
Ich hatte erst überlegt mitzufahren, aber nach vielen Youtube-Videos habe ich mich dagegen entschieden, zumal die Logistik schwierig gewesen wäre.
Ein schlaue Entscheidung, denn besser als die kommenden Abschnitte der Strecke ist es definitiv nicht.

Nächster Halt Finse. Finse ist ein besonderer Ort in Norwegen, er ist nur mit der Bahn erreichbar und liegt auf 1222 Metern. Hier ist ist richtig Winter. Die Landschaft war, was naheliegend erscheint, auch schon Kulisse für den Eisplaneten in Starwars.

In Finse hielten wir nur kurz zwei Minuten, Zeit für ein paar Fotos. Am nächsten Halt Ustaoset erhalten wir fast eine Stunde, um die Höhensonne zu genießen.
Im vor uns liegenden Abschnitt bis Geilo soll wohl ein Zug die Strecke versperren, es gibt wohl einen Oberleitungsschaden.
Aber es gibt schlimmere Orte, um eine Pause zu machen.

Wenn ich aber hier jetzt eine Verzögerung bekomme, wie sieht denn dann meine weitere Fahrt aus? Ich will ja schließlich heute noch bis Malmö fahren. Der Fluch von Bergen geht also weiter.
Aber die Pause dauert und ich sehe meinen Anschlusszug in Oslo alleine vor dem inneren Auge starten. Daher storniere ich kurzerhand meine Unterkunft in Malmö, hierzu bleibt mir nur noch eine Stunde.

Die Fahrt wird mit einer Verspätung von 40 Minuten wieder aufgenommen und die sehr freundliche Schaffnerin eiert ständig herum, ob und wie wir diese Verspätung aufholen können. Laut App komme ich fast pünktlich in Oslo an, aber die Realität ist, dass bei unserer Einfahrt der Zug in Richtung Schweden losfährt.

Also habe ich wieder 3 Stunden Aufenthalt in Oslo. Diesesmal bleibe ich aber im Bahnhof, hier ist immer richtig viel Los.

Kurz vor sieben startet dann der nächste Zug, von Oslo nach Göteborg. Geplante Ankunft in Göteborg ist 21:45 Uhr und danach fährt auch kein Zug mehr in Richtung Malmö.
Aber dann muss ich halt umplanen, Zeit genug habe ich ja und erfreut stelle ich fest, dass die Unterkünfte in Göteborg auch deutlich günstiger sind, als in Malmö.

Langsam muss ich mich auch konzentrieren, die ständigen Wechsel der Länder. Irgendwie gehören Göteborg und Malmö für mich zu Dänemark. Natürlich ist das Quatsch. Göteborg ist die zweigrößte Stadt Schwedens, ich hatte sie aber in meiner Planung gar nicht auf dem Teller. Mal schauen.

Überpünktlich fahren wir in den großen Bahnhof von Göteborg ein. Beim Ausstieg sehe ich direkt mein Hotel, über die Gleise vielleicht 200 Meter, aber ich muss zum Kopf des Bahnhofs und wieder zurück, dadurch laufe ich knappe zehn Minuten, denn der Wind bläst mir kalt entgegen. Ein typisches Merkmal schwedischer Städte, wie ich meine auf dieser Reise festgestellt zu haben.

Das Zimmer ist klein, ich lade kurz meinen Kram ab und laufe schnell in die Innenstadt, um wenigstens eine Idee von Göteborg zu bekommen.
Nach dem Bahnhof kommt ein Kanal, um den herum große, historische Gebäude den Weg säumen.
Die Brücken leuchten solidarisch mit der Ukraine.

Wie auch in Deutschland, so steigen auch hier die Temperaturen seit den letzten Tagen und so komme ich weitestgehend eisfrei wieder nach Hause.
Das Ausgehviertel liegt wohl nicht im historischen Zentrum, sondern 1.5 km entfernt, aber dazu kann ich mich heute nicht mehr aufraffen und trinke noch zur Prophylaxe ein Apfelbier mit Ingwer.

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