Archiv der Kategorie: Südafrika 2016

Johannesburg, ZA

Um 8 Uhr setzten wir uns an den gedeckten Tisch in der Wohnung von Judy. Uns erwartet ein tolles Frühstück mit Obst, Gemüse und Honig aus dem Reagenzglas.
Der Höflichkeit halber frage ich, ob wir beim Abwasch helfen sollen, aber sie verweist auf die Hilfe, die von einer afrikanischen Hilfe zur Verfügung steht und zwingt uns, Urlaub zu machen. Smiley

Ok, wir sind auf der weißen Seite der Welt geboren, aber Judy ist ein sehr herzlicher Mensch, der uns nach einem kurzen Spaziergang noch zum Rosebank Center fährt, uns den Sonntags Floh- und Handwerkermarkt und das Hyatt Hotel zeigt, in welchem wir um 11.30 Uhr unseren Urlaubswagen abholen.

Der Markt ist etwas besonderes, so hatte ich es zumindest im Fernsehen gesehen, keine Grenzen oder ähnliches, aber das Publikum, wie auch im gesamten Einkaufszentrum, ist weiß. Welcome Home.
Wir gehen aber auf die Jagd nach den ersten Souvenirs für den Urlaub, werden auch fündig.

Die Anmietung des Wagens ist auch schnell erledigt und wir erhalten einen “formschönen” VW Vivo, einen Polo in der landestypischen Sedan-Form, also mit angeklebtem Kofferraum (Limosine/mit Ar…)

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Mit quietschenden Reifen startet Daniela den Wahnsinn auf der linken Straßenseite in Richtung der Wurzeln der Menschheit. Auf dem Programm steht die Wiege der Menschheit, ein Museum 50 km außerhalb von Joburg.
Auf der Fahrt dahin kehren wir kurz in einem riesigen Einkaufszentrum ein und machen ein paar Besorgungen (Trockenfleisch, mmmmmh) und Rosinenskones.

Gestärkt treffen wir am Cradle of Human Mankind ein. Die Ausstellung ist kurzweilig, sehr frisch und beginnt mit einer Rundbootfahrt durch den Geburtskanal der Erdentstehung.
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Auf dem riesigen Gelände wurde unter anderem Mrs. Ples gefunden, ein 2.1 Millionen Jahre alter Schädel eines Austrealus Pididingens.
Am Ende der Ausstellung ist ein Aussichtspunkt, an dem wir unglaubliche Ruhe des Orts genießen können.

Der zweite Punkt unseres Ausflugs ist die Höhle, in dem einige der Funde der Gegend gemacht wurden. Sie ist ungefähr 15 Kilometer vom Museum entfernt, gehört aber immer noch zur Gegend des Ursprungs der Menschheit. Im Museum wurden dazu auch verschiedene Theorien erklärt, die geläufigste besagt, dass die Menschheit, belegt durch fossile Funde, dieser Gegend entstammt. Interessant, dass gerade hier Apartheid so ein großes Ding ist.
DSC00256 Neander wer?

Die Höhle ist echt riesig und beeindruckend. Auf unseren Reisen haben wir einige Höhlen gesehen, aber dieser Schnitt in die Erdkruste ist sicher die Nummer eins. In der Höhle lebten keine Menschen, aber einige Überreste wurden für die Ewigkeit konserviert.
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Der Ausgang war etwas beschwerlich, zum Teil musste ich auf allen vieren, es muss sicherlich sehr lustig ausgesehen haben, durch Felslöcher klettern. Die erste Hose hat es somit für den Urlaub geschafft.
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Auf dem Rückweg führt uns das Navi durch eine Straße an deren Rand ein afrikanischer Mark stattfindet, diese Ansammlung an Einheimischen wirkt erstmal kritisch, aber niemand beachtet uns und wir erreichen gegen 18 Uhr unser Domizil.
Judy empfiehlt uns einen Italiener, im selben Block wie der Inder von gestern Abend. Sehr lecker und der Junior-Chef spricht etwas deutsch wegen Rammstein, er lässt es aber offen, ob er den Ort meint oder die Kapelle. Das Essen war sehr lecker und alles für keine 25 EUR in einer Toplokation. Airbnb hat sich wieder gelohnt, da wir auf diesem Weg in einer lebenden Nachbarschaft untergekommen sind und nicht in einem sterilen Hotelbunker mit gleichartiger Nachbarschaft. It’s nice.

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Jetzt sitzen wir wieder in unserem neuen Wohnzimmer, schauen wie Adam Sandler und Drew Berrymoore ihre Familie durch Südafrika schleusen. Dazu trinken wir einen sehr guten Rotwein vom Weingut Morgenhof (Cabernet Sauvignon 2012), den uns Bridgette, unsere eigentliche Gastgeberin, geschenkt hat. Ich kann den Wein und Judys Unterkunft empfehlen. Die Wohnung, die Umgebung, ein perfekter Start unseres Trips.

FULDA–Johannesburg

Gegen 12 Uhr trifft Daniela ein und wir machen die letzten Vorbereitungen. Wir prüfen 3-mal, ob wir dieses Mal auch wirklich die Pässe eingepackt haben und machen uns auf den Weg zum Bahnhof.

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Der Zug rauscht überpünktlich ein und wir fahren genauso pünktlich mit fränkischen Bordpersonal im Fernbahnhof in Frankfurt ein. Die Koffer sind schnell beim gelangweilten BA-Bodenpersonal aufgegeben und ab zu Mosch-Mosch im Terminal 2. Nach einem köstlichen Mahl machen wir uns gelassen auf zum Gate, wo wir nach kurzer Wartezeit einsteigen.

In London haben wir nur eine Stunde zum Umsteigen, machbar, aber sportlich. Wir steigen in Heathrow in einen A380 in das obere Deck ein. Nachdem der Stewart unsere Bildschirme nach 30 Minuten zum Laufen bekommt, beginnt der coole Teil der Reise. Die Nacht ist gemischt und insgesamt schlafe ich wenig, aber das ist normal.

Nach guten 10 Stunden, 20 Minuten vor der geplanten Ankunft, erreichen wir Johannesburg in den frühen Morgenstunden. Der Checkout verläuft problemlos, aber als wir Danielas Koffer abholen wollen, taucht dieser auf dem Laufband nicht auf. Als wir am Beschwerdeschalter ein Fass aufmachen wollen, taucht auch der Koffer wie von Zauberhand wieder auf. Also weiter raus nach Afrika. Dort erwartet uns Sunny, der Reiseführer für den heutigen Tag. Wir haben über Motherafrika eine ganztägige Tour in Johannesburg gebucht. Er lädt uns auch erstmal in authentischer Umgebung zu einem Kaffee ein, wir holen noch drei weitere Gäste (2 Amerikaner, eine Neuseeländerin) ab und ab geht es nach Soweto.

Als erster Stopp steht das WM-Stadion auf dem Plan, in welchem heute zwei Teams aus Johannesburg/Orlando spielen. Irgendwo spielt heute auch Iron Maiden, aber mehr bekommen wir nicht raus.

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Danach fahren wir in einen Slumstadtteil von Soweto. Die Bilder dort wollen wir gar nicht fotografieren, die Leute sind freundlich, aber wirken doch sehr desillusioniert. Der einheimische Guide führt uns in eine Wohnung/Behausung in dem Slum, es ist mehr als ernüchternd. Man kann nur Dankbar für unseren Lebensstandard sein. Hier leben mehr als 20 Leute auf 20 m². Wir waren alle geplättet und geerdet.

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Wir werden noch durch die Häuserwüsten von Soweto gefahren, bevor wir die beim nächsten Halt ein Museum anlässlich der Schwarzenaufstände von vor 40 Jahren besuchen. Es immer wieder befremdlich, wie die Weißen mit den Einheimischen umgegangen sind. Ian, unser amerikanischer Mittourer erzählt noch ein Erlebnis vom Morgen, was diesen Geist auch für heute bestätigt.

Die Mittagspause verbringen wir in der Nähe von zwei stillgelegten Kühltürmen, die bunt bemalt als Aufbau für Bungee-Sprünge dienen. Hier erhalten wir Gegrilltes: Bratwurst, Hühnerflügel und Rindersteaks. Delicious!!

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Für den Nachmittag steht das Arpartheidsmuseum auf dem Plan. Beim Eingang bekommt man den ersten Dämpfer, über die Eintrittskarte wird mach nach Zufallsprinzip Schwarzer oder Weißer und muss den jeweiligen Eingang nutzen.

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Die weitere Ausstellung ist Stellenweise recht deutlich und zeigt die Auswirkung von rassistischer Politik in allen seinen Ausprägungen. Wir bleiben zwei Stunden in der Ausstellung und kommen kleinlaut beim Bus wieder an.

Anschließend fährt uns Sunny noch durch Johannesburg und erklärt uns die verschiedenen Gebäude und Plätze.
Den Abschluss machen wir zweihundert Meter über Johannesburg. Von der obersten Plattform des Carlton Bürocenters haben wir einen guten Überblick über die ehemalige Minenstadt Joburg.

SAM_0119 Joburg von oben

DSC00199 Steffen und der Guide Sunny

Sunny liefert uns noch bei unserer Unterkunft im Stadtteil Parkview ab. Wir haben hier definitiv Schwein, wir haben eine eigene, kleine Miniwohnung und eine mehr als rührselige und freundliche Gastgeberin: Judy.

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Unser Appartment/Zimmer im feinen Vorort Parkview

Sie gibt uns den Tipp, dass wir in 150 Metern Entfernung einen tollen Inder finden. Ok, Inder in Südafrika, aber was macht man nicht alles. Wir waren nicht enttäuscht.

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Jetzt sitzen wir in unserem Appartement und schauen das Pokalfinale in FullHD. Allerdings müssen wir in der Verlängerung abbrechen. Der Tag war zu lang!

Ab in den Winter

Nachdem wir uns die Absulotion direkt beim Chef abgeholt haben:

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Daniela: Sehr geehrter Papst, sollen wir dieses Jahr nach Südafrika fahren?

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Papst: Ja, üblicherweise würde ich Argentinien empfehlen, aber der Rand steht gerade gut und die Flüge sind ordentlich günstig. Wettermäßig ist das alles gleich …

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Papst: Ich fahr lieber mit dem Auto oder der Straßenbahn durch Rom.

 

Rom war super, den Stadtteil San Lorenzo können wir empfehlen, man ist einigermaßen dicht an der Innenstadt und das Viertel hat eigenes Leben, in dem ein paar Touris nicht stören.

Aber jetzt auf zum nächsten Ziel. Im Mai geht es los nach Südafrika. Hier schon mal die Flugrouten.

Flug-Südafrika

 

StepMap Flug-Südafrika

 

Zum Buchungszeitraum hat uns dann wieder Panik befallen, so dass am Ende der Flug über London heraus gekommen ist. Zwei Wochen später gab es dann wieder Flüge über Addis Abeba für 50 EUR günstiger. Naja, mit British Airways kommen wir ordentlich früh in Johannesburg an und machen gleich eine große Stadtrundfahrt.

Hinflug:
FRA – LHR 653 km
LHR – JNB 9086 km -> 9739 km

Rückflug:
CPT – JNB 1273 km
JNB – LHR 9083 km
LHR – FRA 654 km -> 11010 km