Kurz nach 8.30 Uhr laufen wir in die Innenstadt von Bend, da hier ja heute die Unabhängigkeit der USA mit einem großen Rahmenprogramm gefeiert wird.
Ich hatte vorab gelesen, dass bereits ab 8 Uhr im Stanley-Park Pfannkuchen gebacken werden.
Als wir kurz vor 9 Uhr, noch etwas orientierungslos, dort ankommen, erhalten wir sogleich freundlich und ungefragt den Hinweis, wo dieses Frühstück einzunehmen ist.
Die Schlange für das Pfannkuchen und Rührei-Frühstück ist aber unglaublich lang, daher gehen wir zurück in die Innenstadt, wo die Fussgängerwege bereits von Zuschauern gesäumt und besetzt wurden, denn der eigentliche Höhepunkt des Tages ist die Haustierparade (Petparade) durch die Innenstadt.
Wir holen uns einen Kaffee und Teilchen und starten so unseren Tag.
Kurz nach 10 Uhr haben wir unseren Platz für den Umzug gefunden und kurz danach startet der Umzug. Man darf sich das nicht so organisiert wie einen Karnels- oder Trachtenfestumzug vorstellen, sondern es gibt vom Veranstalter verschiedene Gruppen vorgegeben, in die sich wohl jeder, ohne Voranmeldung einsortieren darf und dann am ruhig staunenden Publikum vorbeilaufen kann.
Es gibt die Gruppen: Kleine Hunde, große Hunde, riesige Hunde, Gespanne und Vermischtes.
Insgesamt dauert der Umzug ca. 45 Minuten und man wundert sich, dass überhaupt noch Menschen am Straßenrand überall in der Innenstadt stehen, in Anbetracht dessen, dass viele Tausend Tierbesitzer dieses kollektive Gassigehen mit Eifer verfolgen.
Lustig ist auch, dass natürlich eventuelle Losungen (Kot) von den Besitzern auch umgehend einzusammeln sind.
Für alle anderen Reste bilden zwei Fahrzeuge der Stadtreinigung den Abschluss des Umzugs.
Nächster Punkt der Tagesordnung findet wieder im Park statt. Hier singt ein lokaler Frauenchor, unter anderem, wie könnte es an so einem Tag sein, die amerikanische Nationalhymne. Es ist bewegend, mit welchem Herz und Selbstverständnis die Amerikaner solch einen Moment zelebrieren. Kein Mensch sitzt und redet, auch wenn die musikalische Interpretation eher mau ist, sondern singt die Hymne mit und hält die Hand am Herzen.
Bytheway sind hier auch Trump-Gegner unterwegs, die sich aber diesen wunderbaren, nationalen Moment trotzdem nicht nehmen lassen. Es ist schön zu sehen, dass man auch mal für etwas sein kann und nicht alles kategorische ablehnt.
Überhaupt steht die Feier ganz im Zeichen der Familien. Es gibt einen Park mit vielen Kinderspielen, Verkaufsstände und Fressbuden. Was es aber nicht gibt, ist Alkohol, in keiner Form. Bei uns würden überall Bierpilze stehen, nicht aber hier im Park, wo sich bestimmt 3-4.000 Menschen aufhalten. Hier sind alle auch ohne Alkohol fröhlich und erfreuen sich an einfachen Spielen wie Dreibeinlaufen, Entenrennen, Kuchenwettessen und fliegenden Fischen.
Auch ein Beitrag des amerikanischen Waldbrandbekämpfers, Smokey der Bär, befremdet uns etwas, da die Kinder hier bereits eingetrichtert bekommen, wie man sich bei einem Waldbrand verhält, oder noch besser, wie man diesen verhindert.
Eine sehr erfreuliche Veranstaltung, dafür hat es sich gelohnt in eine Kleinstadt zu fahren, um den 4. Juli zu feiern.
Wir verlassen aber dieses Idyll, besuchen noch eine örtliche Brauerei zum Essen und Trinken, treffen noch den ein oder anderen Besucher, auch gern mal von weiter weg, z.B. Australien.
Am späten Nachmittag schwimmen wir noch ein Runde im Pool unseres Motels. Dort treffen wir ein deutsches Pärchen, er hat wohl den Braukeller der größten Brauerei Bends mit geplant und auch eine Familie aus Seattle.
Der Ort steht inzwischen auch still, nicht nur wegen des Feiertags, sondern auch aufgrund eines Stromausfalls. Soviel zur Infrastruktur in Amerika. Da gibt es irgendwo ein Feuer und schwupps muss man überall bar bezahlen …
Wenn man denn rein gelassen wird. Denn unser Abendessen fällt sehr schmal aus, da alle Restaurants in unserer Nachbarschaft aufgrund des Independence Days geschlossen sind.
Um 22 Uhr schauen wir uns noch von einer Brücke das obligatorische Feuerwerk zum 4. Juli an. Es wird von einem Hügel über der Stadt gezündet, bestimmt 30 Minuten lang erhellen bunte Lichter den Nachthimmel.