Marrakesch – Essaouira

Nach der Störung in der Nacht durch den Empfang packen wir nach dem Frühstück schnell unsere Sachen und verstauen diese im Auto. Am Parkplatz fragen wir noch kurz den Wächter, wie das hier in Marrakesch mit dem Taxifahren abläuft, denn wir müssen heute morgen noch zum kunstvoll gestalteten Garten von Yves St. Laurent, dem Garten Majorelle.

Hier hatten wir ja am Vortag das Zeitfenster 9.30 Uhr für den Besuch gebucht. Da es aber dort vor Ort keine Parkplätze geben soll, entschließen wir uns ein Taxi zu nehmen.

Während am Abend uns die Taxis immer anhupen und die Fahrer auf der ständigen Suche nach Fahrgästen sind, ist es am Morgen sehr viel schwieriger ein Fahrzeug zu bekommen. Lt. Google soll der einfache Weg 4 km sein. Mit dem Taxi sind wir fast 20 Minuten unterwegs.

Am Morgen hat es noch leicht geregnet, auch in der Nacht, aber jetzt ist es zumindest trocken, aber noch frisch.
Ich zeige mein Ticket am Handy bei der 9.30 Uhr Schlange vor und wir dürfen uns einsortieren.
Mit uns steht ein englisches Paar an, er hat zwei große Apparate um die Schulter und wir unterhalten uns. Er fotografiert sonst gerne Veranstaltungen wie das Wave-Gothic-Treffen in Dresden oder die Gay-Parade in New York, das macht er aber seit ein paar Jahren nicht mehr. Nicht aufgrund der Pandemie, sondern weil es immer kommerzieller auf diesen Feiern wird.
Außerdem ist er IT Architekt und hat in der Vergangenheit Prozessoren gebaut. Er freut sich, dass ich ihm über meine Begegnung mit Konrad Zuse berichten kann.

Um 9.30 Uhr erhalten wir Zugang zum Garten des Modeschöpfers. Unsere Hoffnung, dass wir nur auf wenige Leute treffen, da es ja organisierte Zeitfenster für den Einlass gibt, zerschlägt sich aber beim Eintritt und wir eilen schnell voran, um etwas Abstand von den Menschen zu bekommen, die sich überall vor den Fotomotiven in Stellung bringen.

Naja, nach 10 Minuten haben wir uns mit der Situation abgefunden und wir eilen durch die Anlage. Der bedeckte Himmel macht es zumindest einfach ein paar Bilder zu schießen. Aber richtig Freude macht es nicht.

Wir sind schon fast wieder am Ausgang, da erkennen wir auf einer Karte, dass wir einen Teil wohl übersehen haben. Dazu müssten wir jetzt nur 20 Meter zurück laufen, aber die bis dahin unauffälligen Ordner greifen jetzt ein und wir müssen nochmal die ganze Schleife laufen.

Das hat aber auch den Vorteil, dass wir jetzt beinahe alleine an den Sehenswürdigkeiten vorbeikommen.

Kurz vor dem Ausgang ist auch ein Shop mit Andenken und einigen Produkten aus der Modellinie von YSL feil geboten werden. Aber die Preise schrecken uns ab und wir verlassen den Garten, der im übrigen 15 EUR/Person Eintritt kostet.

Wir nehmen wiederum ein Taxi zu unserem Auto, er wollte 20 MAD mehr als der Fahrer auf der Hinfahrt. Die Taxameter scheinen hier alle defekt zu sein. Aber wir können ihn auf den niedrigeren Preis verhandeln. Am Ende gebe ich ihm die 2 EUR als Trinkgeld oben drauf, er freut sich, ich auch, denn ich lasse mir nur ungern vorschreiben, was ich als Belohnung vergebe.

Die Fahrt aus Marrakesch heraus ist unspektakulär, dauert aber gut 30 Minuten. Die Ausläufer der Stadt sind riesig.

Auf dem Weg nach Essaouria kommen wir wieder durch eine grünere Gegend mit viel Landwirtschaft. Die erhofften Ziegen auf Bäumen bekommen wir nicht vor die Linse, aber dazu gibt es auch am Boden genügend Futter aktuell für die Tiere.

Gegen 15 Uhr fahren wir auf den Parkplatz vor der Altstadt von Essaouria, bezahlen hier 140 MAD für 2 Tage.

Mit leichtem Gepäck laufen wir kurz zu unserer Unterkunft, erhalten hier uns Zimmer und fragen, um unser restliches Gepäck zu holen, ob wir den Handkarren vor dem Hotel benutzen dürfen. Dieser ist aber leider kaputt, so dass wir auf einen lokalen Dienstleister zurückgreifen, der uns dabei hilft, alles Gepäck aus dem Auto über den holprigen Weg zu transportieren.

Die Treppe im Riad hoch, da sind wir dann aber selber zuständig. Das Zimmer ist groß und schön, es gibt im 3. Stock eine tolle Dachterrasse und eine Treppe höher hat man auch einen tollen Blick auf den Strand.

Den genießen wir auch erstmal, gehen dann aber frohen Mutes in die Stadt, an den Strand und mit den Füßen ins Wasser. Kalt, mehr lässt sich da nicht sagen. Auch die Luft ist etwas über 20 Grad, aber man hält es aus.

Für den Abend folgen wir unserem Reiseführer aus 2019 und gehen ins Sams Fischrestaurant und werden hier köstlich bekocht.
Über den Abend sind es aber nicht viele Gäste, die hier einkehren.

Inzwischen ist es nach 20 Uhr und im Club nebenan startet live Jazzmusik. Erfreut nehmen wir Platz und lauschen zwei fingerfertigen Gitarrenspielern, die zum Rhythmus eines Drum-Computers improvisieren.

In der Lokalität wird auch Alkohol ausgeschenkt, die Preise sind schon gehoben deutsch, aber ohne Alkohol geht es billiger.

Höhepunkt des Abends, zumindest für uns ist es, als der Wirt des Ladens zum Mikrofon greift und im Stile eines traurigen Andalusiers mit arabischen Wort in die wilde Improvisation miteingreift. Das macht den Abend auf jeden Fall rund.

Als ich später mit dem Besitzer des Ladens mich unterhalte und er wissen will, woher wir kommen, bekomme ich große Augen. Denn auf meine Aussage hin, dass wir aus der Nähe von Frankfurt kämen, fragt er weiter „From Fulda?“
Schon dachte ich, dass unsere Ankunft mal wieder „Talk of the town“ wäre, aber nein, die Lösung ist einfacher. Er hat einen Bekannten, der in Loheland arbeitet. Die Welt ist klein.

Vor dem Club hängt auch ein großes Plakat, welches zwei Berliner Künstler für Freitag ankündigt. Da wir dann schon wieder in Richtung Rabat reisen werden, sind wir enttäuscht. Benny sagt aber, dass die zwei schon morgen Nachmittag hier proben werden und wir gerne vorbeikommen sollen.
Das werden wir gerne machen.

Auf dem Weg zurück treffen wir noch einen Karaoke Sänger, der in Fußgängerzone vereinzelte Touristen mit „Knocking on heavens door“ unterhält und am Hauptplätz sitzen die Einheimischen und lauschen marrokanischen Klängen von einem Banjo und einem Bongo.

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