Essaouira

Im dritten Stock nehmen wir unser Frühstück ein, der Morgen ist mild, Azir bewirtet uns freundlich. Das Riad, in dem wir die zwei Tage leben, wird von zwei Frauen betrieben. Wenn wir es nicht gelesen hätten, wir hätte es nicht bemerkt. Man ist uns fröhlich und natürlich begegnet, einer Rolle, die der Frau aber in der arabischen Welt im Umgang mit Fremden aber nicht automatisch zufällt.

Am Morgen streifen wir weiter durch die engen Gassen der Medina, gehen über den Markt. Die Händler sind bei weitem nicht so aufdringlich, wie in Marrakesch oder Fes.
Unterwegs sehe ich eine Szene zwischen zwei Händlern. Der eine hat einen Wagen mit Kräutern und der andere einen Essensstand. Verzweifelt versucht der Kräuterhändler seine Ware dem anderen zu verkaufen, wahrlich verzweifelt. Als wir 10 Minuten später wieder an der Stelle vorbeikommen, stehen die beiden immer noch voreinander, der mit dem Restaurant werkelt in seiner Küche und bemüht sich ruhig zu bleiben und der Kräuterverkäufer weint bitterlich und sortiert mechanisch seine Waren. Wahrscheinlich ist hier eine lange Geschäftsbeziehung zerbrochen und Kräuterverkäufer kommt heute mit leeren Händen zurück zur Familie. Solche Bilder haben wir ein um das andere Mal in Marokko gesehen. Verzweifelte Familienväter stehen minutenlang vor den Geldautomaten, die wahrscheinlich schon länger kein Guthaben mehr ausgezahlt haben.
Das bringt auch uns Touristen wieder die Realität ins Leben, dass Marokko, bei aller Schönheit, ein armes Land ist, in dem viele Leute hart für ihre Existenz kämpfen.

Mit diesem Dämpfer gehen wir weiter in den Hafen. Hier soll es günstigen Fisch geben, den man sich in den Restaurants nebenan gleich zubereiten lassen kan.

Das Getümmel am Hafen ist groß, so dass wir die Lust verlieren auf diesem Weg zu essen und beschließen heute ganz normal ins Restaurant zu gehen. Soll bitte jeder, wie geplant, an unserem Essen verdienen. Der Fischer, der Händler und das Restaurant.

Mit genügend Schritten im Gepäck kaufen wir noch ein paar Postkarten und schreiben ein paar Gedanken für die Heimat.

Am Nachmittag bringen wir diese zur Post und gehen dann zu Bennys Jazzclub, wo ja ab 4 Uhr der Soundcheck startet.
Einer der Gitarristen von gestern spielt jetzt Bass, dazu gibt es noch einen neuen Gitarrenspieler, einen Keyboarder und einen Trommler. Die beiden Berliner sind noch nicht am Set.

Wir machen es uns im Eingang des Clubs bequem und wechseln jetzt mal die Rollen. Wir quatschen jetzt mit Benny Touristen an, damit diese in sein Restaurant kommen und am nächsten Abend, bzw. auch schon heute Abend zur Liveshow vorbeikommen.

Benny ist mit unserer Arbeit einverstanden, wir erhalten einen kurzfristigen, mündlichen Arbeitsvertrag und werden in kalten Getränken ausbezahlt.

Die Musiker proben heikle Stellen des Sets und am frühen Abend treffen auch die Berliner Sänger ein und wir erhalten einen Vorgeschmack auf den morgigen Abend. Es würde sich lohnen, aber wir müssen zurück.

Zum Abendessen sind wir wieder im Club und heute spielen die beiden Gitarristen vom Vorabend mit dem Keyboarder und dem Schlagzeuger von der Band des morgigen Tages einige Variationen von Popsongs. Der Keyboarder führt ein strenges Regiment.

Aber der Höhepunkt des Abends ist es, als wieder der Wirt in die Runde mit einsteigt und mit seinem Gesang den Abend zum Erlebnis macht.

Freundlich und etwas traurig verabschieden wir uns von Benny, versprechen einen lobenden Beitrag in Tripadvisor zu verfassen und allen von Essaouira und seinem Club zu erzählen. Möge er noch lange bestehen.

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