Essaouira – Salé

Heute beginnt unser letzter voller Reisetag und wir haben gut 5-6 Stunden Fahrt vor uns.

Noch ein letztes Mal genießen wir das Rauschen des Meeres und das Schreien der Möwen beim Frühstück, bevor unser Gepäck schultern und zum Auto laufen.

Leider können wir nicht an der Küste entlang fahren, sonst wären wir 7 bis 8 Stunden unterwegs. Also fahren wir ein Stück ins Landesinnere, um dort auf die Autobahn zu fahren.

Die Autobahn ist mautpflichtig und daher ist die Straße mehr oder minder frei.
Unterwegs halten wir zweimal an Raststätten, auch um einmal Diesel zu tanken. Dort sehe ich auch, dass die manuelle Reinigung eines PKW innen und außen 30 MAD kostet.

Das steht uns schließlich auch noch bevor, denn unser sonst stummer Autovermieter hat Daniela über WhatsApp wissen lassen, dass wir das Fahrzeug gereinigt übergeben müssen.
So ein Ansinnen hatten wir noch nirgendwo auf der Welt mitbekommen, aber was hilft es. Im Internet las ich zuvor, dass es bei einigen Vermietern in Marokko üblich sei, da ansonsten nochmal 200 MAD fällig wären. Diese Extragebühr wollten wir uns ersparen.

Aber jetzt schon auf der Autobahn das Fahrzeug waschen zu lassen, schien uns zu früh und so verschoben wir das Vorghaben auf unsere Ankunft in Rabat.

Um ja nichts zu verpassen fassten wir kurz vor Casablanca dann doch den Plan einen kurzen Abstecher zur größten Moschee Afrikas zu machen.
Casablanca, da hat man sofort den Film mit Humphrey Bogart im Kopf. Aber nichts aus dem Film wurde in Marokko gedreht, die meisten Szenen entstanden in einem Studio in Hollywood, bzw. in Algerien.

Eine Kollegin hatte uns schon von einem Besuch der wirtschaftlichen Hauptstadt Marokkos abgeraten, da die Stadt komplett ein gegenteiliges Bild zum Rest des Landes darstellt. Es gibt Hochhäuser, mehrspurige Straße und einen Wahnsinnsverkehr.
War in anderen Städten der Anteil zwischen Autos und Zweirädern fast halb-halb, so sind es hier in der Mehrzahl Autos. Verkehrsregeln werden als dezente Hinweise wahrgenommen, aber jeder fährt, wie er meint. Mit einem halbwegs neuen Auto würde ich dort nie hineinfahren.

Auf jeden Fall schaffen wir es mit einigen Herausforderungen bis zum Wasser, bis zur großen Moschee, schießen ein paar schnelle Fotos von dem imposanten Bau und lassen uns von Google wieder aus der Stadt leiten.

Die gleiche Idee hatten aber tausende von anderen Leuten auch und so dauert die Fahrt zurück zur Autobahn gefühlt 2 Stunden. Der Verkehr ist tückisch, sobald man als braver Deutscher etwas Abstand zum Vordermann aufbaut, nutzt diese Lücke der nächste Fahrer, um vermeintlich schneller voran zu kommen.

Wir hatten schon am Vorabend vom Barbesitzer Benny gehört, dass die Hupe in Casablanca sehr wichtig ist und der Verkehr während der Rushhour regelmäßig zum Erliegen kommt.

An der Polizei liegt es nicht, die stehen eigentlich an jedem Kreisel in Casablanca und versuchen das schlimmste zu verhindern.

Irgendwann sind wir wieder auf der Autobahn, die Mautgebühren halten sich auch in Grenzen, wir haben heute ungefähr 10 EUR gezahlt und sind 400 Kilometer flott vorangekommen.

Gegen 16 Uhr kommen wir in Rabat an und versuchen eine Waschanlage für unser Fahrzeug zu finden. Wir fahren bei mehr als 5 Stationen auf den Hof, verfahren etliche Kilometer, aber niemand will mehr unser Fahrzeug reinigen.

Zum Glück finden wir am Ende noch eine Selbstwaschanlage und so spüle ich den Saharastaub mit einem Hochdruckreiniger aus allen Ritzen des Fahrzeugs. Daniela wischt mit einem Geschirrtuch alle Flächen des Duster sauber. Am Ende saugen wir noch die Fußräume.

Endlich ist die Karre wieder sauber und wir können morgen beruhigt zur Übergabe fahren.
Neben der Waschanlage ist noch ein großer Supermarkt, ähnlich der Metro. Die Waren stapeln sich in großen Verpackungen auf Schwerlastregalen. Hier finden wir auch für 30 MAD einen kleinen Eimer mit Salzzitronen, den wir als Souvenir mit in die Heimat nehmen werden.

Es ist schon 18 Uhr als wir die Möglichkeiten zur Übernachtung überprüfen. Rund um den Flughafen, wo wir morgen um 6 Uhr sein müssen, finden wir keine schönen Unterkünfte oder Kettenhotels. Also erweitern wir den Radius. Nach Rabat wollten wir jetzt nicht unbedingt, also bleibt die Nachbarstadt Salé, die auch dichter am Flughafen liegt.

Hier finden wir ein günstiges Riad, buchen es und fahren dorthin. Der Verkehr in Rabat/Salé ist weit aus weniger stressig als in Casablanca. Wir zahlen wieder 2 EUR für den Parkplatz und laufen in die Gasse, wo unser Riad liegen soll.
Das Riad ist von außen fast nicht zu erkennen, aber die Einheimischen zeigen uns, wo der Eingang war. Auf unser Klopfen reagierte niemand, daher rief ich an und kurz danach wurde uns geöffnet.

Abermals, wie schon einige Male vorher, waren wir vom Inneren des Hauses überwältigt. Der Innenhof des Riads war größer als manches Einfamilienhaus in Deutschland. Hier wurde wieder auf sehr viel Stil geachtet.

Die Bezahlung des Zimmers im Keller verschieben wir auf später und gehen erstmal in ein nahegelegenes Restaurant und genießen hier unseren letzten Abend.
Auch hier sitzen wir wieder auf einer Dachterasse und ich esse am Karfreitag Rindfleisch. Ist wohl auch im Sinne eines ökumenischen Fastenprozess.

Als wir wieder in der Unterkunft angekommen können wir unsere letzten MAD zur Zahlung des Zimmers verwenden, ansonsten hätten wir in einem anderen Riad per Karte zahlen können.

Ich beginne den Mitarbeiter ein wenig über das Haus auszufragen. Er erzählt, dass es eigentlich vier Häuser waren und von einem Franzosen zu einem großen Riad umgebaut wurden. Das erklärt auch die riesige Dachterrasse, die aus vielen Ebenen besteht.

Von diesem Gespräch angeregt und weil er auch stolz auf das Haus ist, in dem er als Concierge und Hausmeister arbeitet, bekommen wir eine exklusive Führung durch alle Räume des Riads. Für uns ist eine Irrfahrt durch ein Labyrinth aus Gängen und Treppen, niedrigen Durchstiegen. Es ist nicht der absolute Prunk oder eine moderne, high-class Inneneinrichtung, die dieses Haus speziell machen, sondern dass jeder Raum mit Farbe, Holz ein authentisches Gefühl erzeugen.
Wir bekommen auch die prächtige Hochzeitssuite gezeigt. Das Haus verfügt über einen Fahrstuhl, wodurch auch die Dachterrasse für alle nutzbar ist.

Bei voller Belegung und außerhalb des Ramadan wird hier auch in zwei Küchen für die Gäste gekocht, ein toller Platz, um mit der ganzen Familie eine gute Zeit zu haben.

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