Heute Morgen beendeten wir unser Gastspiel in Las Vegas. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil wir von der oberflächlichen Geschäftigkeit dieser Stadt immer mehr geblendet werden und weinend, weil ich doch immer mehr hinter die Idee dieser Stadt komme und mehr interessante Facetten entdecke. Aber es ist wie im wahren Leben, alles Theater.
Gegen 10 Uhr haben wir unseren Mietwagen abgeholt, man hat erfreulicher Weise nicht versucht uns die obligatorische Roadassistence zu verkaufen, dafür ist scheinbar die goldene Mastercard gut. Zuerst hat man versucht uns einen Nissan Juke anzudrehen, den wir aber ablehnten, da die Mischung aus Zigarettenqualm und Febreeze einfach zu heftig war. Wir entschieden uns wieder für den 2012er Toyota RAV4, genau das Modell, mit dem wir bereits im Mai/Juni die Südstaaten bereist hatten.
Das Auto sah zwar von innen aus, als hätte Coca Cola getestet, an welchen Oberflächen Limonaden auch immer halten, aber das stört uns nicht. Auch die Laufleistung von mehr als 58.000 Miles ist schließlich kein Problem für den robusten Japaner. Rent a Wreck. 😉
Leaving Las Vegas
Da wir gestern schon mit dem Bus unterwegs waren, fiel uns die Navigation in der Stadt nicht schwer, zumal wir auch zum ersten Mal nur mit dem Handy navigieren und nicht mit dem liebgewonnenen Rand McNally Straßenatlas.
Schnell noch ins nördliche Outlet und eine Bestellung von Resi K. abholen und dann ab auf den Highway 95 in Richtung Norden, oder eigentlich Richtung Westen.
Kaum aus LV draußen schauen wir auf endlose Bergketten rechts und links des Highways, nach dem ganzen künstlichen Glanz und Glitter eine wunderbare Erholung.
Wir sind diese Strecke entgegengesetzt bereits 2011 gefahren, aber außer einer Besserungsanstalt haben wir keinen markanten Punkt mehr mit unserer Erinnerung ausmachen können.
Als Reminezenz durfte ein kurzer Abstecher ins Amargosa Valley zur größten Kuh Nevadas nicht fehlen.
Ziel des heutigen Tags war Beatty und die Geisterstadt Rhyolite, welche zwischen Beatty und dem Death Valley liegt. Wunderbar, welche Ruhe hier herrscht.
Es gibt hier einen verlassenen Friedhof, mehrere Ruinen, aus den goldenen Zeiten (Ende 19., anfang 20. Jahrhundert) und ein Museum.
Interessant, wie der Zahn der Zeit in 120 Jahren, ohne Kriege, an Gebäuden und florierenden Orten nagen kann. Aber Mark vom Exchange Club Motel meinte, dass es für die Gegend normal sei, dass Orte entstehen und wieder verfallen, selbst in kürzester Zeit. Der Amerikaner ist hier deutlich weniger ortsbezogen, wenn es um seine Heimat geht. Home is where your heart is.
Ich konnte ein paar tolle Bilder von einer Geisterinstallation in Rhyolite schießen. Seht selbst.
Danach fuhren wir nach Beatty, NV, wo wir problemlos in einem kleinen Hotel untergekommen sind. Gegenüber besuchten wir den Souerdough Saloon, in dem wir unseren täglichen Abendburger mit einigen Bier zu uns nahmen. Natürlich kam ein mitteilungsfreudiger Einheimischer zu uns an den Tresen.
Er hätte in den 60er Jahren für kurze Zeit in Darmstadt und später Heilbronn gelebt und erzählte uns, dass Beatty und speziell dieser Saloon in den heißen Monaten von deutschen Ingenieuren bevölkert werde, die im benachbarten Death Valley Fahrzeuge unter extremer Hitze testen.
Morgen wollen wir noch mehr Geisterstädte finden.