Gestern Abend versuchten wir zuerst noch einem anderen Restaurant eine Chance zu geben, aber es hatte geschlossen. Daher endeten wir wie am Vorabend im Pimentos. Essen war wieder sehr schmackhaft, allerdings wurden die Geruchsnerven durch Versuche Feuer zu machen mit Benzin und Putzlappen etwas eingeschränkt.
Egal, wir wechselten anschließend wieder in die Bar und trafen einige Leute vom Vorabend, wir waren somit quasi schon Einheimische.
Am nächsten Morgen standen etwas später auf als davor, wir mussten ja schließlich nur nach Durban fahren.
Wir verließen Steven und die beiden Mustiffs zurück und fuhren los.
Weit kamen wir erstmal nicht, denn auf unserem Weg sahen wir einen Wegweiser nach “Reichenau”, unserem Entdeckerinstinkt folgend folgten wir diesem.
Nach einem kurzen Schotterweg stießen wir auf eine sehr deutsch wirkende Siedlung, die von deutschen Priestern Ende des 19. Jahrhunderts gegründet wurde. Herausragend, im wahrsten Sinne des Wortes, ist die Sandsteinkirche. Kaum hatten wir unsere Fotoapparate im Anschlag, da kam auch schon fröhlich plappernd ein Einheimischer auf uns zu und beleuchtete kurz die Hintergründe des Anwesens und der Kirche.
Mit ihm gingen wir kurz durch die Kirche und nach weiteren Erklärungen, startete er unvermittelt mit lateinisch klingendem Gesang, um uns die Akustik zu demonstrieren.






Wir wollten uns anschließend schnell verdrücken, ihm 20 Rand für seine Mühen überlassen, aber er ließ nicht locker und bat uns, dass wir uns unbedingt noch die mit Wasserkraft betriebene Mühle anzuschauen.
Wir wendeten zwar ein, dass gegen 12 Uhr in Durban sein müssten, aber er beharrte weiter darauf. Also gingen wir mit ihm und dann wurde es mir auch klar warum, diese Tour kostete pro Nase 50 Rand und die wollte er sich nicht entgehen lassen.
Im Schnelldurchlauf durchschritten wir die Mühle, er ließ sogar den gesamten Apparat an und so konnten wir sehen, wie dort vor Ort vor allem Maismehl gewonnen wird. Dort wird wohl auch Milchpulver gemahlen, stellt sich bei mir die Frage, ob hier Kühe gemahlen werden. Aus Respekt vor Daniela ging ich dieser Frage nicht nach.
Dann ging es weiter nach Durban, wir durchfuhren unter anderem Pietermaritzburg, dessen Ausdehnung wir im letzten Jahr so nicht wahrgenommen hatten.
Eine Stunde später erreichten wir die Vororte von Durban. Nach einer Straßenzollstation sahen wir auch im Vorbeifahren ein riesiges Einkaufszentrum. Das wäre wichtig gewesen, da wir dort die bereits im Voraus bezahlten Rugby Tickets hätten abholen können. Allerdings scheiterten unsere Versuche mittels Abfahrt von der Autobahn wieder dorthin zu gelangen. Dadurch verloren wir eine gute halbe Stunde.
Also fuhren wir erstmal in unsere Unterkunft in Durban Nord. Das Navi leitete uns sicher dorthin.
Wir fragten unsere Gastgeberin nach dem nächsten Checker und fuhren dorthin um die Tickets abzuholen. Erstmal mussten wir uns anstellen und als wir dran waren fragte mich die Dame hinter dem Schalter nach meinem Ausweis. Den hatte ich aber nicht dabei und somit schien unser Rugby-Ausflug in weite Ferne zu rücken. In der Bestätigungsmail stand lediglich, dass man seine Kreditkarte als Nachweis mitbringen sollte. Nach einigen Diskussion und mit dem Wohlwollen der Supervisorin bekamen wir aber schließlich unsere Tickets. Es war 13.30 Uhr als auf meinem Handy Uber installierte, weil das in Durban die einfachste Art der Fortbewegung sei.
10 Minuten später saßen wir in einem dieser Privattaxis und fuhren zum Sharks Stadion im Grothpoint Kings Park.
Viele Fans waren schon da und machten den Parkplatz schon im Vorfeld zur größten Picknick-Fläche der Stadt.
Die Sicherheitskontrollen ins Stadion waren für deutsche Verhältnisse sehr locker und wir machten uns auf den Weg zu unseren Plätzen. Nach einigen Irritationen und unnötigen Höhenmetern auf der spiralförmigen Rampe, die man zum Auf- und Abgehen benutzt, fanden wir den richtigen Eingang doch, kauften uns eine Stadionwurst und Getränke.
Das Fussballstadion, direkt daneben



Unsere Sitze war in der dritten Reihe, also direkt am Spielfeldrand. Wir konnten quasi die geschwitzen Spieler riechen.
Vor dem Spiel gab es für die Zuschauer amerikanischen Spaß, sprich Cheerleader mit sehr gewagten Outfits, Kissing Cams und tanzenden Maskottchen.
Die Spieler liefen dann unter verhaltenem Jubel der Zuschauer ein, Stimmung wie in unseren Stadien gibt hier aber auch nicht. Fairplay gilt nicht nur auf dem Platz, sondern auch für die Zuschauer, die vorab unter anderem gebeten wurden nicht die Gegner auszubuhen.
Gary hatte uns gestern noch ein paar grundlegende Regeln erklärt, aber allen Entscheidungen der Schiedsrichter konnten wir nicht folgen. Auf jeden Fall gingen die Sharks gegen Western Force (Australien) schnell mit zwei Strafstößen 6:0 in Führung. Die Australier konnten aber nach kurzer Zeit durch einen Lauf den Ball hinter der Torlinie ablegen und durch den anschließenden Freekick mit 7:6 in Führung gehen.
Die Sharks taten sich etwas schwer wieder in Führung zu gehen, obwohl sie zweimal erfolgreich den den Ball hinter die Torlinie brachten, aber der im Rugby zugelassene Videobeweis vereitelte diese.
Erst kurz vor Halbzeit (nach 40 Minuten) konnten sie erfolgreich ihren Sieg mit zwei “Touchdowns” vorbereiten. So stand es zur Halbzeit 20:7.
Die zweite Hälfte verlief dadurch sehr viel ruhiger und die Gegner konnten dem ganzen nicht viel entgegensetzen.
Das Spiel endete final 37:12.
Nach dem Spiel geschahen dann unglaubliche Dinge. Die Zuschauer, zuerst Eltern mit ihren Kindern liefen zu den Spielern aufs Spielfeld und diese posierten auch bereitwillig. 


Daher machten wir uns auch auf das Grün zu betreten. Daniela stellte sich auch schnell zu einem der Spieler und ich machte ein Foto. Danach sammelten sich alle Spieler in einem Kreis und gaben in aller Ruhe Autogramme. Das nenne ich mal Fannähe.
Langsam gingen wir aus dem Stadion, noch schnell durch Fanshop, aber die Trikots waren für einen spontanen Spaßkauf aber zu teuer.
Also liefen wir in Richtung der Picknick-Wiese, wo wir vorher eine Bühne gesehen hatten. Hier spielte auch eine Band Klassiker aus den 80ern.
Wir hielten uns aber hier nur kurz auf, da wir noch zu Abend essen wollten. Zuerst hatten wir überlegt nochmal schnell ins B&B zu fahren, um uns einen Tipp abzuholen. Aber ich meinte, dass wir hier auf der Wiese sicher auch einen Hinweis bekommen können.
Vorher trafen wir noch das Maskottchen Sharkie, der mit den Fans auf der Picknick-Wiese, inzwischen Grillplatz, den Heimsieg feierte. Daniela umarmte ihn spontan und wunderte sich, dass er so nass sei. Hallo!? Es ist ein Fisch.

So kam es dann auch. Durch den bekannten Zufall trafen wir Clinton. Wir kamen sehr schnell mit ihm ins Gespräch, er reichte uns zwei Bier und wir lernten seine ganzen Freunde, bestimmt 20 Leute kennen, die ganz entspannt den Abend hier am Stadion begannen.
Daraus entwickelten sich sehr lustige zwei Stunden, bevor wir aufbrachen, Uber bestellten um 12 Kilometer in den Norden zu einem der angesagten Viertel zu fahren.
Das Viertel ist sicherlich angesagt, aber es hatte die Atmosphäre einer Einkaufspassage und sagte uns daher nicht besonders zu. Wo wir aber schonmal hier waren, suchten wir uns ein indisches Restaurant und aßen hier vom Buffet zu Abend.
Es war immer noch ziemlich schwül warm, so dass wir wieder den Rückweg antraten.